DVD-Tipp: Eisenbahnfilme: »Tod auf den Schienen«

»Ein Zug für zwei Halunken« (1973)

»Ein Zug für zwei Halunken« (1973)

Nächster Halt: Jenseits

Seit die Gebrüder Lumière im Jahr 1896 auf Zelluloid bannten, wie ein Zug in einen Bahnhof einfuhr, und damit das Publikum gründlich erschreckten, hat die Eisenbahn das Kino immer wieder fasziniert, ist sie ihm doch in ihrer fortlaufenden Bewegung sehr nahe. Sie war ein Instrument bei der Eroberung fremden Territoriums, ebenso wie ein Ort für schicksalhafte Begegnungen, wenn unterschiedlichste Passagiere auf engstem Raum zusammentrafen und die Geschwindigkeit des Zuges ein Entweichen unmöglich machte. Da die Gattung des Zugfilms außergewöhnliches filmisches Potenzial besitzt, weckt eine Sammelbox die Neugier. Der Untertitel »Tod auf den Schienen« schränkt das Angebot auf Kriminalistisches ein, dennoch ein weites Feld.

Gleich dreimal wird der legendäre Orient-Express zum Schauplatz. Der von Viktor Tourjansky inszenierte »Orient-Express« (1944) liegt in der 2020 digitalisierten Fassung vor, bietet aber nicht die Exotik, die man erwarten dürfte. Allzu schnell hängt der Zug in einem Bahnhof fest, wo die Polizei die Mitreisenden nach ihren Beziehungen zu dem Mann befragt, der in seinem Abteil ermordet wurde. Komisches wird eingestreut, aber die Figuren vermögen kaum Interesse zu wecken. Etwas besser funktioniert das in einer Neuverfilmung des Agatha-Christie-Klassikers »Mord im Orient-Express«, 2001 von Carl Schenkel inszeniert und in die Gegenwart verlegt. Alfred Molina gibt seinen Hercule Poirot zurückhaltend, im Kontrast zur großen Emphase, mit denen die Darsteller in den Kinofilmen die Figur ausstatteten.

Wer von einem Eisenbahnfilm mehr Bewegung erwartet, kommt bei Mark Ropers »Terror im Orient Express« auf seine Kosten. 2001 vom britischen B-Produzenten Harry Alan Towers initiiert, wird der Zug von Terroristen gekapert, die die Millionäre an Bord um zehn Prozent ihres Vermögens erpressen. Angeführt werden die Bösen von Christoph Waltz, der einige sardonische Sprüche vom Stapel lässt, aber über weite Strecken durch eine Latexmaske irritiert. Auf dieser DVD findet sich auch eine Dokumentation über den historischen Orient-Express und seine Wiederbelebung 1982.

Die deutsche TV-Produktion »Der Geisterzug« (Rainer Wolffhardt, 1957) und der australische Fernsehfilm »Der Geisterzug von Clematis« (Igor Auzins, 1978) erweisen sich am Ende als mäßig spannend, aber immer noch besser als der Nachtzug ins Grauen (Joseph McGrath, 1984), bei dem die Zugfahrt im Mittelteil ziemlich kurz ausfällt, bevor bei einer Testamentseröffnung die Erben gewalttätig dezimiert werden. Diese Parodie auf »The Old Dark House« ist nur von bescheidener Komik.

Die beiden besten Filme des Sets sind zwei Klassiker: Joseph Sargents Stoppt die »Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3« (1974), in dem vier Männer in New York einen U-Bahn-Zug entführen und für die Freilassung der Geiseln eine Million Dollar fordern. Unterstützt von der vorwärtstreibenden Musik David Shires ist das ein atemloser Film, in dem nur die Gelassenheit von Walter Matthau als Gegenspieler für Ruhemomente sorgt. Bonus: ein deutsch untertiteltes Audiointerview mit dem Komponisten. 

Den meisten Zug fürs Geld bietet Robert Aldrichs »Ein Zug für zwei Halunken« (1973), spielt die Geschichte doch im Depressionsjahr 1933 fast gänzlich auf und unter einem fahrenden Zug: Der verbissene Kampf des Hobos Lee Marvin gegen den Zugführer Ernest Borgnine kann nur mit dem Tod enden. Hörenswert: der Audiokommentar des Filmhistorikers Dana Polan. Nach so vielen Adrenalinschüben bietet sich zum Runterkommen Gert Steinheimers schwarze Komödie »Liebe, Tod und Eisenbahn« (ZDF 1989) an, in der eine Ehefrau am neuen Hobby ihres Ehemannes, einer Modelleisenbahn, zu verzweifeln droht.



Tod auf den Schienen 9 mörderische Eisenbahnkrimis Anbieter: Pidax.

VÖ: 28. März 2024

Bestellmöglichkeit (DVD-Box)

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