Birgit Roschy

Filmkritiken von Birgit Roschy

Eine frisch gekündigte Stadttheaterschauspielerin übt in einem Arbeitsamtkurs mit Langzeitarbeitslosen Sophokles ein. Die Sozialkomödie »Ein Geschenk der Götter« besticht durch ihre stilsichere, unprätentiöse Machart
Ein neunjähriger Junge zieht mit seinem kleinen Bruder drei Tage lang auf der Suche nach seiner Mutter durch Berlin. Das ebenso ergreifende wie intelligente Sozial­drama »Jack« zeichnet jenseits von Elendsklischees das Porträt eines Kindes, das mit aller Kraft seine kleine Familie zusammenhalten will
Die ost-westliche Annäherung zwischen einer Münchner Filmstudentin und den indischen Schwiegereltern in spe besticht durch Unbefangenheit und intelligente Montage. Wobei sich das unbehagliche Gefühl, das dieser subjektive Kulturclash hinterlässt, als das spannendste Element der Dokumentation erweist
Mit List und Tücke bringt ein junger Pfarrer die sterbende Bevölkerung einer dalmatinischen Insel zum Kinderkriegen, verliert aber die Kontrolle über die Folgen. Der angetäuschte kroatische Schwank entpuppt sich als melancholische Satire auf einen zynischen und bigotten Klerus
Nichts an dieser Komödie über ein zerstrittenes Expaar, das sich wegen des titelgebenden Vulkans gemeinsam ein Auto teilen muss, um zur Hochzeit der Tochter zu fahren, macht inhaltlich viel Sinn. Überraschend und auf gewisse Weise erfrischend ist jedoch die Rabiatheit des Schlagabtauschs, bei dem Starkomiker Dany Boon seiner Partnerin ­Valérie Bonneton »carte blanche« für unerwartete Gemeinheiten gibt
Als sich bei einem großen Boule-Wettbewerb ausgerechnet der algerischstämmige Momo (Atmen Kelif) als Bester entpuppt, greifen seine Konkurrenten zu fiesen Tricks. Doch auch Momos Mentor (Gérard Depardieu) weiß sich zu helfen. Eine vorwiegend harmlose, in ihren unerwarteten Pointen aber auch hübsch schlitzohrige, französische Sport- und Integrationskomödie mit Depardieu als im wahrsten Sinne des Wortes raumgreifenden Nebendarsteller
Ein Familienvater, der bei der Vertreibung aus Pakistan alles verloren hat, erzieht seine vierte Tochter zu seinem Sohn und Stammhalter. Halb Geistergeschichte, halb Psycho- und Politdrama, überzeugt »Qissa« vor allem in visueller Hinsicht
Vivian Naefes Familienepos nach einem deutschen Romanbestseller bemüht sich um atmosphärische Bilder, ist aber etwas hölzern und temperamentlos inszeniert
»Die zwei Gesichter des Januars«, die ambitionierte Verfilmung eines Patricia-Highsmith-Krimis über drei Amerikaner in Griechenland, besticht durch Ausstattung und abgründige Atmosphäre – weniger durch die Charaktere, deren psychologische Verstrickung nur behauptet wirkt
Ein etwas nerdiger Ingenieur verliebt sich in seine vom Salsa begeisterte Chefin und entdeckt sein eigenes verschüttetes Tanztalent wieder. Die anspruchslose, aber witzige Komödie baut ganz auf den verqueren Charme von Nick Frost und auf den Gegensatz zwischen britischer Reserviertheit und Latino-Lebenslust