Silvia Hallensleben

Gestern abend ging der erste Anruf wegen angeblicher Embargo-Verletzung bei mir ein. Zur Erklärung für Nicht-Journalisten: Die berichterstattende Presse muss bei den Vor-Ab-Pressevorführungen eine Erklärung unterschreiben, über Weltpremieren nicht vor der offiziellen Aufführung eines Films zu berichten. Nun fühle ich mich in diesem Punkt nicht wirklich zuständig, denn ich bestimme gar nicht über das Erscheinungsdatum meiner Texte.

Ulrich Sonnenschein

Der erste Sonntag der Berlinale war der Tag des Babys. Drei Filme liefen im Wettbewerb, die umsichtig auf eine feine Steigerung abzielten, was das Kinderkriegen angeht. In dem ersten, »Letters from War«, nach dem Roman »Leben, auf Papier beschrieben. Briefe aus dem Krieg« von dem portugiesischen Schriftsteller Antonio Lobo Antunes, befindet sich der Vater, ein Militärarzt, im Einsatz in Angola. Fast beschwörend wendet er sich an das zunächst noch ungeborene Kind und schreibt auch später dem Säugling und der Mutter fast flehende Liebes-Briefe.

Harald Mühlbeyer

»Karla« von Hermann Zschoche ist eine Besonderheit im Retrospektiven-Programm. Der Film, im Zuge des Kahlschlag-Plenums verboten, wird in der rekonstruierten Fassung, die 1990 von Kameramann Günter Ost erstellt wurde, gezeigt – und in einer Zensurfassung, die ungefähr den Stand der Dinge bei Abbruch der Arbeit an diesem Film aufzeigt. »Karla« war im November 1965 abgedreht, ganz kurz vor dem berüchtigten Plenum. Dass dieser Film betroffen sein würde, war schnell klar.

Harald Mühlbeyer

Mit dem Antifaschismus ist in der DDR nicht zu spaßen. Und antifaschistische Filme mussten, ganz klar, einen antifaschistischen Helden haben. Damit kann Heiner Carows »Die Russen kommen« von 1968 nicht dienen. Der Film wurde verboten; nicht im direkten Zuge des 11.

Sabine Horst

Dass Botschaften nicht in einen Film gehören, sondern von der Post gebracht werden, wurde in den ersten Berlinale-Tagen widerlegt. Im Wettbewerb überzeugte eine stille Dokumentation zur Not der Flüchtlinge im Mittelmeer. Künstlerisch wenig ergiebig: die Lebensmittel-Krisen des westlichen gehobenen Bürgertums

Michael Güthlein

Als John Michael McDonagh vor fünf Jahren »The Guard - Ein Ire sieht schwarz« auf der Berlinale zeigte, müssen einige Zuschauer dehydriert gewesen sein, so viele Lachtränen sind geflossen. Auch bei »War on Everyone«, der im Panorama läuft, war das Gekicher im Publikum groß. Doch jetzt ist klar: McDonagh hat seine rabenschwarze Erfolgskomödie »The Guard« tatsächlich recyclt.

Silvia Hallensleben

Selbe Prozedur wie jedes Jahr: Während am Potsdamer Platz die roten Teppiche ausgerollt werden, sitzt wir Autoren. zu Hause am Schreibtisch und versuchen, vielschichtige, mitreißende, bereichernde, und ja, manchmal auch langweilige und missglückte Filme in viel zu wenige dürre Zeilen der Einführungsüberblicksartikel zu quetschen.

Michael Güthlein

Seit einiger Zeit beschert die Berlinale Sektion Classics dem Publikum restaurierte Meilensteine der Filmgeschichte. Nachdem bereits »Metropolis« und »Die Nibelungen« von Fritz Lang in den vergangenen Jahren erneuert vorgeführt wurden, bekam nun sein Frühwerk »Der müde Tod« von 1921 eine Schönheits-OP spendiert. Als plastische Chirurgen fungierten die Experten der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Wiesbaden.

Janna Ji Wonders gewinnt den Berlinale-Förderpreis Perspektive Deutsches Kino

Die Regisseurin ist die Gewinnerin des »Made in Germany – Förderpreis Perspektive« der Perspektive Deutsches Kino, gestiftet von Berlinale Co-Partner Glashütte Original
Harald Mühlbeyer

Nach dem »jungen Törless« ein weiterer Debütfilm des Jahres 1966, westdeutscher Beginn des Neuen Deutschen Films: »Mahlzeiten« von Edgar Reitz erzählt von einer Liebe, die nicht hat sollen sein. Und das auf eine sehr moderne, klare Art und Weise, geschult ebenso an Brecht wie an dokumentarischen Formen der Welterforschung. Schnelle Begegnung, schnelles Verliebtsein, die Hoffnung auf die eine große Romanze des Lebens. Schnelle Schwangerschaft, schnelle Hochzeit.

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