Michael Güthlein

Es könnte so einfach sein: Lydia (Karin Franz Körlof) liebt Arvid (Sverrir Gudnason). Arvid liebt Lydia. Aber weil er kein Geld hat, heiratet sie den reichen, älteren Roslin (Sven Nordin) und Arvid die adrette, aber harmlose Dagmar (Liv Mjönes). Beide Paare kriegen eine Tochter: Marianne und Anne Marie. Einige Jahre später begegnen sie sich wieder und beginnen eine Affäre, die Regisseurin Pernilla August (die Sci-Fi-Fans als Shmi Skywalker aus »Star Wars« bekannt sein dürfte) in furchtbar kitischigen Bildern einfängt.

Hail, Caesar!

Mehr Hommage ans alte Hollywood als Satire aufs Studiosystem ist der neue Coen-Film »Hail, Caesar!« in erster Linie eine Nummernrevue mit allerdings sehr hübschem »Re-enactment« ausgestorbener Genres
Harald Mühlbeyer

Walter Henn war verstorben, mit nur 31 Jahren: Er hätte eigentlich Regie führen sollen bei der Hansjügern Pohland-Produktion der Günter Grass-Novelle »Katz und Maus«. Nun übernahm Pohland, ebenfalls 31, auch die Inszenierung. Und Michael Klier, damals 21, filmte eine kleine Reportage über die Vorproduktion: Pohland bei Besprechungen, bei Locationsuche in Polen, am Telefon mit Grass, mit London, mit seiner Frau. Der Produzent Pohland gewähre dem Regisseur Pohland die Freiheit beim Filmen, die sonst nur ein Schriftsteller habe, erklärt Klier.

Silvia Hallensleben

Nachtrag zu Mahmoud Sabbbagh »Barakah yoqabil Barakah« im Forum, den man vielleicht eher im Panorama vermutet hätte. Je mehr Zeit vorbei ist, desto mehr bedauere ich es, so wenig über die Produktionsbedingungen zu wissen. Denn die Pressevorführungen im Forum sind ja leider ganz ohne Pressegespräch und die regulären Vorführungen sind schon alle vorbei, weil dieses Jahr die Premieren im Delphi anderswo oft schon vor den Pressevorführungen stattfinden.

Film des Monats März »Mustang«

Französisches Flair trifft auf türkische Verhältnisse: In ebenso betörenden wie kraftvollen Bildern fängt Denize Gamze Ergüven in ihrem Debütfilm den Geist von Freiheit und Rebellion ein, der in einer Generation junger Frauen nistet, die sich gegen das System der Zwangsehe auflehnen
Christian Hein

Berliner Schnauze, selbstbewusster Gang, provozierende Mimik – Lotte gehört die Stadt. Die junge Krankenschwester treibt, unterstützt von Alkohol und gelegentlichem Drogenkonsum, sorglos durch die Straßen Berlins. Eines Abends begegnet ihr bei einem ambulanten Hilfsdienst für einen befreundeten Kneipier Marcel: ein Stück ihrer Vergangenheit, dem sie sich bis dato entzogen hat. Nachdem sich Lotte schnell wieder von Störfaktor Marcel erholt hat lebt sie ihr Leben weiter als wenn nichts gewesen wäre. Bis sie im Krankenhaus auf ihn und die gemeinsame Tochter stößt.

Michael Güthlein

Mit seinem Dogma-Film »Das Fest« ist er in die obere Riege der europäischen Regisseure aufgestiegen. Übermorgen läuft sein neuester Film »Kollektivet«, übersetzt »Die Kommune«, im Wettbewerb. Thomas Vinterberg startete als radikaler Regisseur.

Ulrich Sonnenschein

Es ist mindestens die vierte Verfilmung des Stoffes und mit Sicherheit die überflüssigste. »Alone in Berlin« von dem Schweizer Schauspieler und Regisseur Vincent Perez, nach dem Roman von Hans Fallada »Jeder stirbt für sich allein«, dem wiederum die wahre Geschichte des Ehepaars Hampel zugrunde liegt. Viel Ballast und vor allem viel Verpflichtung für einen neuen Film, der versucht Hildegard Knef und Carl Raddatz mit Emma Thompson und Brendan Gleeson zu schlagen. Selbst diese hochkarätigen Schauspieler können das Machwerk nicht retten.

Harald Mühlbeyer

Vor zehn Tagen ist Haro Senft verstorben. Er war einer der Unterzeichner des Oberhausener Manifests, ein Pionier des Neuen Deutschen Films. Aber kein großer Name, irgendwo hinter Kluge, Reitz, Schamoni. »Der sanfte Lauf« ist sein Spielfilmdebüt; der erste Film auch von Bruno Ganz. Der zur Berlinale-Aufführung eine kleine Gedenkrede hielt, die kaum gedenken konnte: Er hat den Film seit der Premiere nicht mehr gesehen. Und damals, in Bremen, saß er neben Peter Zadek, der den Film hasste. Ganz hat ihm nie wieder eine Chance gegeben...

Rudolf Worschech

Am Ende gab es einen tosenden Applaus. Auf der Bühne des altehrwürdigen "Zoo-Palast" im alten Westen hat eine sichtlich ergriffene Regisseurin Doris Dörrie das Team ihres Films »Grüße aus Fukushima« vorgestellt – und die Ovationen wollten nicht aufhören. Nicht jeder Wettbewerbsfilm, der bislang im Wettbewerb der 66. Filmfestspiele lief, hat eine so freundlich-enthusiastische Aufnahme gefunden.

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