Paramount+: »MobLand«
© Luke Varley / Paramount+
Seit bald 30 Jahren sitzt Guy Ritchie nun schon auf dem Regiestuhl, doch noch nie war der Brite – sei es befeuert durch eine Midlifekrise oder doch bloß durch die nach wie vor gut gefüllten Kassen der Streamingdienste – so produktiv wie dieser Tage. Vier Spielfilme (darunter aktuell »Fountain of Youth«) in drei Jahren plus eine von ihm als Showrunner verantwortete eigene Serie, das macht ihm so schnell niemand nach. Und nun folgt mit »MobLand« sogar noch eine weitere Serie, an der er zumindest als Produzent und Regisseur der ersten beiden Folgen beteiligt ist.
Was Ritchie an dieser von Ronan Bennett erdachten Geschichte gereizt hat, ist unübersehbar. Schon immer interessierte er sich für nichts so sehr wie für tough auftretende Gangster und Ganoven, die mit flotten Sprüchen in etwa so schnell um sich schießen wie mit Pistolenkugeln. Von denen wimmelt es nun auch in »MobLand«, wo die irischstämmige Familie Harrigan lange Zeit das Maß aller Dinge im Londoner Drogenhandel und anderen Unterweltdingen war.
Unantastbar sind die Harrigans allerdings nicht, was Familienoberhaupt Conrad (Pierce Brosnan) und seine mindestens nach innen noch skrupellosere Gattin Maeve (Helen Mirren) vor allem dann zu spüren bekommen, wenn die jüngeren Generationen aus der Reihe scheren. Als der Sohn des rivalisierenden Clans der Stevensons ermordet wird und alles auf Harrigan-Enkel Eddie (Anson Boon) als Täter hindeutet, droht ein waschechter Mobkrieg. Eddies Vater Kevin (Paddy Considine) und vor allem Harry Da Souza (Tom Hardy) – Quasiziehsohn, aber vor allem Ausputzer der Harrigans – haben alle Hände voll zu tun. Zumal Verräter in den eigenen Reihen, hellhörige Polizeiermittler und frustrierte Ehefrauen die Lage zusätzlich verkomplizieren.
Was aus dieser Prämisse folgt, ist alles andere als eine Neuerfindung des Gangstergenres, und gerade der Ritchie-Flair, der in den ersten Episoden etabliert wird, ist nicht unbedingt frisch. Vom Soundtrack (selbst der Titelsong »Starbuster« der irischen Band Fontaines D.C. klingt nach späten 90ern, obwohl von 2024) bis zu den Schimpfworttiraden (meistverwendetes Wort hier ist »cunt«) hat sich die Handschrift des Regisseurs über die Jahre nicht allzu sehr verändert.
Es dürfte allerdings Bennett und seinem theatererprobten Co-Autor Jez Butterworth zu verdanken sein, dass Ritchies Verständnis von Coolness und seine Machosprüche hier nicht alles dominieren. Was nicht heißt, dass »MobLand« neben Action nicht auch viel schwarzen Humor zu bieten hätte. Geschickt integrieren die Drehbücher sämtliche Familienmitglieder in die Handlung und sorgen dafür, dass die flotten, pointierten Dialoge, die nie einen Hehl daraus machen, dass es hier um eine manchmal fast exaltierte Überhöhung der Realität geht, gerecht auf alle verteilt werden. Auch wenn der größte Reiz der Serie letztlich darin liegt, wie Hardys stoisches Spiel mit Brosnan und Mirren kontrastiert, die wie in einer Crime-Oper mit viel Freude ordentlich auf die Tube drücken.
OV-Trailer
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