Gerhard Midding

Gestern morgen sah ich mir "John Williams dirigiert John Williams" im Frühprogramm des WDR an. Ein schöner Anlass, sich im Nachklang Gedanken zu machen. An einem guten Konzert im Konzertsaal teilzunehmen, ist ein Erlebnis. Es im Radio zu hören, ein Ereignis. Eine Aufzeichnung vor dem Bildschirm zu sehen, ist eine Erzählung.

The Northman

Mit Akribie verfilmt Robert Eggers jene nordische Sage um die Rache eines Königssohns, die Shakespeare zu »Hamlet« inspirierte. Halb Epos, halb Abenteuerfilm und über weite Strecken spannend inszeniert, bleiben die Figuren zu eindimensional und die Geschichte dramaturgisch zu flach, um nachhaltig zu beeindrucken.
Gerhard Midding

Als jungen Mann konnte man sich ihn einfach nicht vorstellen. So recht war man ihm erst im Stadium bürgerlicher Reife begegnet. Das Saturierte spielte er, als sei er es immer schon gewesen. Aber natürlich war Michel Bouquet, der heute im Alter von 96 Jahren starb, einmal jung. Es gibt Filme, die das belegen.

Leid und Herrlichkeit (2019)

Mit dieser autofiktionalen Geschichte über einen arbeitsunfähigen Regisseur mit Rückenschmerzen, der den Moment seines Coming-outs mit den Mitteln der Kunst wieder einzufangen versucht, gelingt Pedro Almodóvar ein Geniestreich.

Snowpiercer (2013)

Mit kosmopolitischer Starbesetzung verfilmt der Genrevirtuose Bong Joon-ho einen französischen Comic, in dem ein Schnellzug zur Arche für die letzten Überlebenden wird.

120 BPM (2017)

Camillos Porträt einer Reihe von »Act up«-Aktivisten, die in den 90er Jahren in Paris für die Rechte der Aids-Opfer kämpfen, ist eine Hommage an Streitbarkeit und Fantasie.

Mustang (2015)

Französisches Flair trifft auf türkische Verhältnisse: In ebenso betörenden wie kraftvollen Bildern fängt Deniz Gamze Ergüven in ihrem Debütfilm »Mustang« den Geist von Freiheit und Rebellion ein, der in einer Generation junger Frauen nistet, die sich gegen das System der Zwangsehe auflehnen.

Il traditore – Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra (2020)

Ein mitreißender, auch erschreckender Blick auf den Mafiakrieg der 1980er und 1990er in Sizilien, mit jenem Mann als Hauptfigur, der schließlich zum Kronzeugen wurde und Hunderte andere Mafiosi vor Gericht brachte: Tommaso Buscetta. Während der Film die Cosa Nostra insgesamt ungeschönt zeigt, folgt er in der Darstellung Buscettas ein wenig zu sehr dessen schmeichelhafter Selbstdarstellung als Gentleman-Ganove.

Leanders letzte Reise (2017)

Ein alter Wehrmachtssoldat reist in die Ukra­ine am Rande des Bürgerkriegs, um eine verlorene Liebe wiederzufinden: Einerseits lose strukturiert, andererseits bedeutungsüberfrachtet, findet »Leanders letzte Reise« einen originellen Zugang zum Aufarbeitungsthema.

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