Kritik zu Fast & Furious 10

© Universal Studios

Ein neuer Bösewicht und viele alte Bekannte: Louis Leterrier führt Regie beim ersten Beitrag des als Trilogie angekündigten Franchise-Finals

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Auf was für Ideen man so kommen kann, wenn es von Sequel zu Sequel, seit nunmehr über zwanzig Jahren – der erste Film, »The Fast and the Furious«, kam 2001 heraus – immer noch rasanter und aberwitziger werden soll. Zunächst mal wird im zehnten Teil des »Fast and the Furious«-Franchises eine denkwürdig spektakuläre Aktion aus »Fast 5« recycelt: Damals rammte die Crew um Dominic Toretto mit einem gepanzerten Truck eine Polizeistation, in deren Asservatenkammer der Drogenboss Hernan Reyes sein gesamtes Geld untergebracht hatte. Wie Cowboys einen massigen Bullen nahmen sie den schweren Tresor in die Zange, um ihn, natürlich nicht zu Pferde, sondern in zwei hochgetunten Autos, mit Stahlseilen statt Lassos wie eine polternde Abrissbirne durch die Straßen von Rio de Janeiro zu zerren. 

Die zehn Jahre zurückliegende Aktion wird jetzt zur Vorlage für den neuesten Film, liefert ihm einen – für »Fast and the Furious«-Straßenzirkus-Nummernrevue-Verhältnisse – geradezu substanziellen Rahmen und dazu noch einen überdimensional schillernden Bösewicht: Jason Momoa spielt »I'm Dante, enchanté«, den auf Rache sinnenden Sohn des damals geprellten und ermordeten Drogenbosses. 

Mit opernhaft großer Gestik und Mimik, in geckenhafter Attitüde und mit wallender Mähne, protzigem Schmuck und lackierten Nägeln, pinkfarbenem Anzug und pythonlederner Jacke lässt er es weit ausgreifend nur so krachen und sorgt für eine würdige Replik auf den polternden Tresor: in Gestalt einer riesigen Kugelbombe, die schließlich als lodernder Feuerball durch die Straßen und über die Plätze Roms donnert. Ein wenig erinnert sie an die schwarze Riesenkugel, die der Künstler Benjamin Heisenberg einmal in eine Verfolgungsszene aus Hitchcocks »Vertigo« einkopiert hatte (anstelle der vor James Stewart fliehenden Kim Nowak), allerdings mit weniger magischem und dafür ungleich destruktiverem Potenzial. Allein der Kugelbombe verdankt der Film einige Bilder, die Kinogeschichte schreiben.

Hatte sich in den letzten Folgen des Franchises um Vin Diesels Dom Toretto ein gewisser Ermüdungseffekt eingestellt, dann zieht die Serie nun in Tempo und Zerstörungskraft, vor allem aber auch Originalität und Figurendiversität und -vielfalt im auf insgesamt drei Teile konzipierten finalen Spurt wieder ordentlich an.

Louis Leterrier hat die Regie von Justin Lin übernommen und bringt aus den »Transporter«-Filmen eine gewisse Übung im Mix aus flotten Einzeilern, rasanter Action und gewalttätiger Dynamik auf den großen Abenteuerspielplatz mit, der auf lässige Weise divers und emanzipiert besetzt ist. 

Die bewährte Riege der männlichen Muskelpakete von Vin Diesel über John Cena und Tyrese Gibson bis Jason Statham wird von einer Schar hochkarätiger Oscar-Gewinnerinnen wie Helen Mirren und Rita Moreno, Brie Larson und Charlize Theron ergänzt, die offensichtlichen Spaß bei der großen PS-Sause und mit ihrer im Avengers-Stil ausufernden Ersatzfamilie haben. Theron als kühle, blonde Action-Amazone und Michelle Rodriguez als hitzige Latina-Streetfighterin liefern sich dabei einen »bitch fight«, für den sie in der eisigen Einsamkeit der Antarktis keine männlichen Zuschauer brauchen.

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