Kritik zu Fast & Furious 6

© 20th Century Fox

Sie fahren und fahren, und nichts hält sie auf. Aber der Kriminalitätsquotient wächst. Dieses Mal hält ein Superschurke Vin Diesel und Dwayne Johnson auf Trab

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Wer hätte vor zwölf Jahren gedacht, dass aus dem B-Movie »The Fast and the Furious« eine der langlebigsten und lukrativsten Filmreihen des zeitgenössischen Kinos werden würde? Der Film war weder besonders clever noch sonderlich originell, allein aus den solide inszenierten Autorennen gewann er einen gewissen Reiz. Und aus dem eigentümlichen Charisma seines Hauptdarstellers Vin Diesel. Inzwischen gibt es fünf Fortsetzungen, und egal was man von den Filmen halten mag – sie sind ein Musterbeispiel für eine Sorte Kino, wie man sie heute nicht mehr allzu oft findet: unprätentiöse, geradlinige Actionfilme, durchaus spannend und mit Mut zum »camp«.

Nach den Genre-Handwerkern Rob Cohen und John Singleton zeichnet seit Teil 3 Justin Lin für die Regie verantwortlich. Er hat als ambitionierter Independentfilmer angefangen und seine Berufung als Action-Professional gefunden. Anders als weit höher gehandelte Regisseure hat er ein Gespür für Räume, und als Zuschauer behält man bei ihm selbst in den wildesten Momenten den Überblick. Bei der Konzeption der Stunts dreht er die Schraube in aberwitzige Dimensionen und als Höhepunkt eines meisterhaft inszenierten Duells zwischen einem Panzer und einem Sportwagen schenkt er Vin Diesel und seiner totgeglaubten Freundin die in ihrer Verrücktheit romantischste Wiedervereinigungsszene seit langem. In Europa würde Lin vermutlich für Luc Bessons Action-Factory arbeiten.

Bei der Story zeigt Drehbuchautor Chris Morgan, der auch den großartigen Thriller »Final Call« geschrieben hat, auf sehr bewusste Weise, wie durchlässig die Grenzen zwischen klassischer Actionware, Cop-, Comic- und Agentenfilm geworden sind. Wenn Diesel als Dominic Toretto seine alten Kumpane in aller Welt aus dem Ruhestand holt, um dem Staatsdiener Luke (Dwayne Johnson) bei einem Fall zu helfen, wirkt das wie die Wiedervereinigung einer Superhelden-Crew. Und wenn Diesels Außenseiterbande sich mit allerlei Gadgets und blinkenden Computern an die Fersen eines genialischen Superterroristen heftet, der einen gefährlichen Computerchip des Militärs stehlen will, wähnt man sich auf »Mission: Impossible«-Territorium. Auch wenn die Handlung bloß als Aufhänger für Schießereien, Autojagden und brachiale, geradezu altmodische Faustkämpfe dient, gewinnt sie durch solche Kleinigkeiten einen gewissen Charme.

Das wirklich Besondere am »Fast & Furious«-Franchise war jedoch schon immer der Umgang mit ethnischer Herkunft und Geschlecht der Figuren. Die Crew der Helden wie auch jene der Gangster besteht aus Schwarzen, Weißen, Latinos, Europäern und Asiaten – von den multiethnischen Vin Diesel und Dwayne Johnson zu schweigen. Allerdings wird dies in keinem Moment zum Thema gemacht, nicht einmal in den Gags spielt die Herkunft der Figuren eine Rolle. Die beinharten Frauen sind zwar manchmal »bitchy«, aber den Respekt vor ihnen mindert das nicht. »Ethnie« steht hier im ursprünglichsten Wortsinn für das Gefühl einer kollektiven Identität und Zusammengehörigkeit, ungeachtet der Hautfarbe und des Geschlecht, sondern eher mit Blick auf Milieus und vor allem die geteilten Leidenschaften. Nicht zuletzt dieser Blick auf die Welt macht die »Fast & Furious«-Filme dann doch wieder sehr zeitgemäß.

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