ZDF-Mediathek: »House of Bellevue«

»House of Bellevue« (Miniserie, 2025). © ZDF/Daniel Lwowski

© ZDF/Daniel Lwowski

Was genau ein Ball sei, fragt ein Neuling in der von Ryan Murphy kreierten Ballroom-Serie »Pose«: »Ein Ball ist die Versammlung von Leuten, von denen niemand will, dass sie sich irgendwo anders versammeln«, hieß es da. Von 2018 bis 2021 tauchte die Serie in die glitzernd bunte, vitale Nischenwelt der New Yorker Ballroom-Szene der 80er und 90er Jahre ein.

Jetzt versucht Kai S. Pieck etwas Ähnliches in der Gegenwart der Berliner Ballrooms: Alles ist in der ZDFneo-Serie ein wenig kleiner, enger und billiger als im amerikanischen Vorbild, aber dennoch strotzend vor Tanzenergie und Kostümlust, mit fantasievollen Locken- und Zopf-Konstruktionen auf dem Kopf, glitzernden Ohrgehängen und schillerndem Make-up auf den Gesichtern. Immer wenn Story und Spiel schwächeln, gibt es viel zu entdecken. Auch die Grundkonstruktion haben die Macher vom US-Vorbild übernommen. Zwei miteinander konkurrierende Geschwister ringen zwischen Tradition und Neuerung um die Zukunft der Szene: Nora Henes spielt Mother Lia Dorée, die ihr Kiki-House of Bellevue für Cis-Menschen öffnen und mit Werbeverträgen Gelder für Events und Locations akquirieren will, während ihr Bruder Jay (Musiker, Model und Tänzer Lie Ning) für eine engere Idee von Familie steht. Als Zuschauer lernt man die Welt der Berliner Ballrooms mit den naiven und euphorisierten Augen des 19-jährigen bisexuellen Deutschafrikaners Emm (Tänzer Rico-Jarret Boateng im vielversprechenden Schauspieldebüt) kennen, der aus der brandenburgischen Provinz in die pulsierende Metropole kommt, um sich zu verwirklichen.

Bei Writers' Room, Crew und Besetzung baut die Produktion auf Diversität und street credibility. Da Pose und exaltierte Selbstdarstellung integraler Teil der Szene sind, verzeiht man die eine oder andere Künstlichkeit des Spiels, nur wenn »Black Panther«-Star Florence Kasumba die Bühne betritt, fegt sie alle anderen mit ihrer Präsenz an die Wand.

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