Silvia Hallensleben

Filmkritiken von Silvia Hallensleben

Christiane Büchner widmet sich in ihrem Dokumentarfilm »Family Business« dem ebenso massenhaften wie verdrängten Phänomen der polnischen Privatpflegekräfte, das durch geduldige und präsize Beoachtung ganz ohne emotionalisierende Zuschreibungen in die Sichtbarkeit geholt wird
»Dirigenten« ist eine klassische Wettbewerbsdokumentation, im Milieu angehender Spitzendirigenten angesiedelt: Erfreulich schnörkellos und unemotionalisierend, aber leider auch ohne wirkliches Interesse für die handwerkliche Seite des Metiers
Ein echter Weerasehtakul, auch wenn die Reinkarnierten diesmal nicht an ihren rot leuchtenden Augen erkennbar sind und sich die Fauna auf eine Schar vorbeilaufender Hühner beschränkt. Dafür geht es in »Cemetery of Splendour« tief in die thailändische Geschichte und in ein Setting, das mit viel Raum und Licht betört
Marie Bloms vierter Film erzählt vom Neuanfang einer Krankenschwester, die nach zwanzig Ehejahren von ihrem Mann verlassen wurde und verbrämt gelungene komödiantische Episoden aus der Arbeitswelt mit schwer erträglichem Psychokitsch
In der ideellen Nachfolge von Andreas Dresens Zweiteiler über Herrn Wichmann von der CDU ist der Münchner Dokumentarfilmstudentin Nancy Brandt eine lebendige und runde Dokumentation über die ersten Schaffensjahre fünf junger Nachwuchspolitiker und Nachwuchspolitikerinnen gelungen
Regisseur Pedro Costa gelingt mit einem gewagten formalen Ansatz auch eine gewichtige Hommage an die Geschichte der kapverdischen Einwanderer Portugals
Filmjournalistin Claudia Funk begleitet den Alltag in einem ungewöhnlichen landwirtschaftlichen Altenheim im rumänischen Siebenbürgen und schafft ein bleibendes Dokument einer aussterbenden deutschsprachigen Minorität und ihrer Lebensweise
»Stella« ist ein einfühlsamer schwedischer Debütfilm um Pubertätsnöte und das Thema Bulimie mit einer großartigen jungen Darstellerin, fast hyperrealistisch dysfunktionalen Familienszenen und vielen Momenten visueller Poesie
Unter den vielen Dokumentarfilmen, die sich mit der Tahrir-Revolution beschäftigen gebührt diese Würdigung der weiblichen Seite auch wegen ihrer unvoreingenommenen und geduldigen Beobachtung einen besonderen Platz
Auch in ihrem dritten Film betreiben die Yes Men wieder besten Abenteuer-Agitprop. Neu dabei der Aspekt kritischer privater und politischer Selbstbefragung, die neben internem Knatsch auch eine verpatzte Aktion nicht verschweigt