Gerhard Midding

Zunächst war ich gar nicht glücklich darüber, in welche Zone des Berlinale-Palasts mich das Kartenbüro diesmal schickte. Rechts unten im Parkett, in den ersten Reihen, wo man nur einen schrägen Blick auf die Leinwand erhaschen kann. Aber dann stellte sich heraus, dass ich den besten Platz im Saal hatte. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass irgendjemand in dieser Vorstellung eine interessantere Sitznachbarin hatte als ich.

Berlinale: Viele Lieblinge, keinen Favoriten

Die Berlinale geht zu Ende: Am Samstag werden die Bären verliehen. Das Rennen erscheint offen. Ein Favorit der Kritiker ist Kaurismäkis »The Other Side of Hope«

Film des Monats März »Moonlight«

Chiron wächst in einer Sozialbausiedlung auf, seine alleinerziehende Mutter ist drogensüchtig, die Mitschüler drangsalieren ihn, weil er schmächtig und schüchtern ist und möglicherweise schwul. Eine Coming-of-Age-Geschichte, so weit entfernt von den erwartbaren Klischees der Blaxploitation-Gangster-Flicks, dass es an ein Wunder grenzt und zugleich eine Befreiung ist: endlich glaubwürdige (schwarze) Männer im Kino!

Berlinale: Kulinarisches Kino

Im Film »Monsieur Mayonnaise« begibt sich der Regisseur Philippe Mora auf familiäre Spurensuche
Ulrich Sonnenschein

»Rückkehr nach Montauk« heißt der neue Film,  mit dem sich Volker Schlöndorff nun wieder in den Wettbewerb der Berlinale traut. Tatsächlich aber ist er seit »Die Stille nach dem Schuß« ja von der Kritik recht gut behandelt worden. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser mehrfach gewendete biografische Film sehr kontrovers aufgenommen wird. Viele der Einwände kann ich verstehen, der altlinke Volker Schlöndorff verhält sich hier in vielerlei Hinsicht doch recht unaufgeregt spießig. Doch darum geht es mir gar nicht.

Silvia Hallensleben

Ich hatte ja versprochen (bin ich auch meinem feministischen Selbstbewusstsein schuldig) noch etwas von der recht bizarren Vorstellung der FFA-Studie zu »Gender und Film« zu berichten, die schon am Montag statt gefunden hat, ich war als Berichterstatterin für den Tagesspiegel da.

Harald Mühlbeyer

»Wir bauen einen Tunnel unter dem Atlantik zwischen Amerika und Europa, c'est tout!«, sagt Ingenieur Mac Allan, und sehr viel mehr ist zur Handlung von Kurt Bernhardts »Le tunnel« von 1933 auch nicht zu sagen. Beziehungsweise viel mehr: Denn bei Filmen wie »Le tunnel« oder auch »Seconds« erhebt sich tatsächlich die Frage nach Abgrenzungen des Science-Fiction-Genres.

Harald Mühlbeyer

Die Themen der Retrospektive, nämlich Dystopie und die Begegnung mit dem Anderen, sind perfekt konzentriert in Alex Proyas »Dark City«. Und die Filmgeschichte wird gleich mitgeliefert, mit der ganzen deutschen Stummfilmfantastik, die hier Pate gestanden hat, von den Metropolis-Stadtbildern bis zum Nosferatu-Aussehen der Aliens (schön aber andererseits auch, dass Richard »Rocky Horror Picture Show« O'Brien als unheimlicher Verfolger dabei ist...)

Berlinale: Kunst und Kommunikation

Aki Kaurismäki meldet sich mit Nachdruck zurück, Joseph Beuys spricht aus dem Jenseits, und bei Thomas Arslan haben sich die Leute nichts zu sagen. Eindrücke aus dem Mittelteil des Berlinale-Wettbewerbs
Ulrich Sonnenschein

»Beuys« heißt schlicht der neue Dokumentarfilm von Andres Veiel, der wie kein anderer mit dieser Form umgehen und interessante Aspekt aus seinem Material herausarbeiten kann. Kaum Interviews hat Veiel geführt, wie zum Beispiel mit dem Künstlerkollegen Klaus Staeck, hier kommt Beuys im historischen O-Ton selbst zu Wort. So wird in diesem Film vor allem deutlich, dass Beuys aus einer Zeit der Aktion stammte, die irgendwann vom Diskurs abgelöst wurde.

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