Gerhard Midding

Das Schöne an den Filmen von Abbas Kiorastami sei nicht ihre Geschichte, stellte sein mexikanischer Kollege Carlos Reygadas einmal fest. Nein, es beruhe auf der Anmuteines fahrenden Autos und des Geräusches, das dabei entsteht.

Victoria (2015)

Ein kühnes, mitreißendes cineastisches Experiment, 140 Minuten in einer einzigen ungeschnittenen Einstellung: »Victoria« ist ein rauschhafter atemloser Trip durch eine Berliner Nacht.

Lemonade (2018)

Eine rumänische Frau ist auf eine Green Card angewiesen, um gemeinsam mit ihrem Sohn in Amerika Fuß zu fassen. Doch der Beamte der Einwanderungsbehörde verfolgt eigene perfide Interessen. loana Uricarus Langfilmdebüt »Lemonade« ist ein leises, eindrückliches Statement gegen Xenophobie und Machtmissbrauch.

Drei (2010)

Bilderreich, aber inhaltlich eher konservativ erzählt Tom Tykwer in seiner mit Devid Striesow, Sophie Rois und Sebastian Schipper bestens besetzten Komödie eine Dreiecksgeschichte mit Queer-Motiven.
Gerhard Midding

Niemand filmt Uhren so wie er. Das Gleiche gilt für Insekten. Fangen wir mit Letzteren an, denn Jan Troell macht sich von ihnen ein eigenes Bild. Es ist aus dem Leben gegriffen.

Gerhard Midding

Diese Tendenz kündigt sich bereits in den Namen an, die ich gestern aufzählte: Es sind zunehmend Regisseurinnen, die sich dieses schwierige Terrain erobern. Claire Denis stand 2001 noch allein auf weiter Flur. Ihr „Trouble every day“ gab sich kühn als Kannibalenfilm aus. Ganz zog sie das Vorhaben nicht durch, es war kein Tabu für sie, aber noch nicht abbildbar. Die Figuren bissen noch zu wie Vampire.

Gerhard Midding

„Titane“, der heute in unseren Kinos anläuft, ist ein verwegener Ritt. Er missachtet fast alle Stoppschilder und hängt sämtliche Konventionen ab. Julia Ducournau wirft einen Blick unter die Kühlerhaube des Lebens, der sensibleren Naturen schwer zuzumuten ist. Die Mordszenen sind noch dann unerträglich, wenn der Schrecken außerhalb des Bildes liegt; die Tonspur ist suggestiv genug. Ducournaus Erzählimpuls ist die Grenzüberschreitung: der Geschlechter und der Genres, was im Französischen ein und dasselbe ist.

Side Effects (2013)

Soderberghs Neo-Noir-Thriller »Side Effects« beginnt rasant und elegant und bringt in seiner Geschichte um eine verzweifelte Frau, ein neues Antidepressivum, einen Todesfall und den Existenzkampf eines Psychiaters einige spannende Motive unter – welche allerdings im Labyrinth eines hoffnungslos überkonstruierten Plots verloren gehen.

Djam (2017)

Ein Film über die gegenwärtige Krise in Griechenland und über eine große Musiktradition, den Rembetiko. Beides verbindet Regisseur Gatlif in »Djam« zu einer Klage, die an vielen Stellen etwas zu abstrakt bleibt.

Die Einzelteile der Liebe (2019)

Ein episodischer Film über das unordentliche Gefühl der Liebe. Miriam Blisse erzählt vom Aufkommen und Verschwinden der Liebe in einem Berliner Hochhaus, ohne das Milieu dafür verantwortlich zu machen.

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