Morgen ist auch noch ein Tag

Das Regiedebüt von Paola Cortellesi spielt im Rom des Jahres 1946, verliert aber nicht aus den Augen, dass häusliche Gewalt kein Ablaufdatum hat. Die beschwingte, gleichwohl unversöhnliche Komödie fiebert mit einer unterdrückten Hausfrau mit, die von einem besseren Leben zu träumen wagt: ein Meisterstück des gesellschaftspolitischen Suspense.

Die Liebe in ungleichen Zeiten

Sansibar im Jahr vor der Unabhängigkeit: Ein junger Kommunist sieht sich im Kampf gegen das britische Protektorat hin- und hergerissen zwischen seiner Geliebten und seinem revolutionären Auftrag. Der Film des tansanischen Regisseurs Amil Shivji weiß aber weder als Liebes- noch als Politdrama zu überzeugen.

Irdische Verse

Mit sparsamen filmischen Mitteln und messerscharfen Dialogen sezieren Ali Asgari und Alireza Khatami den Alltag der Übergriffigkeit im Herzen der religiösen Bürokratie Irans.

Ich Capitano

Beruhend auf realen Fluchterfahrungen erzählt Matteo Garrone von zwei senegalesischen Jugendlichen und ihrem lebensgefährlichen Weg nach Europa. Die tollen Hauptdarsteller überzeugen mehr als die teils märchenhaften Elemente.

Ein Glücksfall

Woody Allens womöglich letzter Film, ein in Französisch gedrehtes, tragikomisches Drama, beglückt mit einem klugen Drehbuch, souveräner Regie und einem großartigen Ensemble.

Evil Does Not Exist

Was hat es mit den Wäldern bei Tokio auf sich? Nach dem Oscar für »Drive My Car« entspinnt der Japaner Ryusuke Hamaguchi ein faszinierend rätselhaftes Drama über das Verhältnis von Mensch und Natur, eingebettet in die sphärischen Kompositionen von Eiko Ishibashi.

Eureka

Geteilt in mehrere Kapitel begibt sich der argentinische Regisseur Lisandro Alonso auf eine Reise durch Zeit und Raum zu unterschiedlichen Formen indigenen Lebens. Die langsame, mehr auf Assoziationen als Handlung ausgelegte Erzählweise funktioniert dabei im ersten Teil besser als im zweiten.

Es sind die kleinen Dinge

Den Bechdel-Test besteht Mélanie Auffrets Film mühelos: Hier diskutieren die Frauen nicht über Männer, sondern über fehlende Infrastruktur im Dorf. Willkommen in Kerguen, wo ein garstiger Rentner seinen alten Tornister schultert, um endlich Lesen zu lernen, und eine junge Bürgermeisterin pfiffig gegen die Landflucht kämpft. Die herzige Komödie fiebert mit ihren Figuren mit, ohne sie allzu großer Sentimentalität preiszugeben.

La chimera

Im ländlichen Italien der 1980er sowie irgendwo zwischen Märchen und Realität angesiedelte Ballade von einem Grabräuber mit gebrochenem Herzen, doch einer besonderen Gabe zum Aufspüren etruskischer Gräber. Ohne Kitsch, stattdessen voller Eigensinn und schräger Poesie, erzählt Alice Rohrwacher eine vieldeutige Geschichte von Liebe und Loslassen.

Bei uns heißt sie Hanka

Grit Lemkes persönlich motivierter und breit aufgestellter Dokumentarfilm zur Wiederaneignung der fast verlorenen sorbischen Kultur ist hoffentlich Vorreiter eines breiteren Aufbruchs zum Thema.

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