Sascha Westphal

Filmkritiken von Sascha Westphal

Shion Sono hat Santa Inoues Manga nicht nur in ein in allen Neonfarben glitzerndes HipHop-Musical verwandelt. Dieses wilde Spektakel über den Kampf einiger Straßen-Gangs gegen einen machtgierigen Yakuza ist filmischer Exzess pur. In dieser künstlichen Welt voller Schrecken und Schönheit herrscht ein grandioser, berauschender Überfluss. Mehr ist manchmal eben wirklich mehr
Thomas Cailley erzählt in seinem bemerkenswerten Spielfilmdebüt eigentlich eine klassische Boy-Meets-Girl-Geschichte. Aber in den Zeiten des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Niedergangs, den Frankreich gerade erlebt, ist auch die Liebe nicht mehr das, was sie einmal war. Und so überraschen Cailley und seine großartige Hauptdarstellerin Adèle Haenel einen ständig von neuem
Ein Lehrer soll einen mutmaßlichen Mörder bis zur nächsten Polizeistation bringen und dort der Justiz übergeben. David Oelhoffen verwandelt Albert Camus' schroffe Erzählung "Der Gast" in einen klassischen Western. Vor grandiosen Landschaftspanoramen entwickelt sich eine komplexe Geschichte von Schuld und Sühne, Einsamkeit und Freundschaft, die sich den großen politischen und philosophischen Fragen des 20. und 21. Jahrhunderts stellt
Leben und Sterben in Detroit. Ryan Gosling überzieht die Wirklichkeit mit dem Höllenfeuer eines düsteren Märchens für Erwachsene. David Lynch und Nicolas Winding Refn standen bei diesem wahrhaft entfesselten Regiedebüt unverkennbar Pate, aber Gosling gelingt es, sich aus ihrem Schatten zu lösen
Christoph Hochhäuslers vierter Kinofilm nähert sich unserer alltäglichen Wirklichkeit mit den Mitteln des Politthrillers und entwirft dabei das Bild einer Welt, in der jeder Beobachter und Beobachteter ist
Eine junge Frau, die selbst unter Bindungsängsten leidet, arbeitet als »Sexual Surrogate« mit Männern, die vor Intimität zurückschrecken. In kühlen, trotz aller physischen Nähe eine extreme Distanz aufbauenden Bildern testet Anja Marquardt in ihrem Spielfilmdebüt die Grenzen von Kontrolle aus. Ihr düsteres Gesellschaftsporträt wird dabei zu einer Reflexion über das Kino an sich
Ruby und Martin, zwei sensible Teenager, wollen der Enge der westdeutschen Provinz entfliehen und landen in christlichen Erziehungsheimen. Christian Frosch wirft einen Blick zurück im Zorn auf die Jahre '68 bis '77 und schließt mit diesem formal brillanten Melodrama direkt an das Spätwerk Rainer Werner Fassbinders an
Ein blinder Teenager verliebt sich in seinen neuen Klassenkameraden. Der Brasilianer Daniel Ribeiro erzählt in seinem Debüt eine klassische Coming-of-Age-Geschichte, allerdings auf eine so wunderbar eigensinnige Weise, dass sie nie ihre Wirkung verfehlt
Jonas Grosch und Carlos Val wollen einfach zu viel in ihrem ersten gemeinsamen Film. Die Komödie über eine lesbische Fotojournalistin, die ihren besten Freund zurückgewinnen will, soll Generationsporträt und Romcom nach amerikanischem Vorbild sein. Nur kommen die beiden Seiten einfach nicht zusammen
Mit der William-Goldman-Verfilmung beschwört Simon West noch einmal die alten Tugenden des B-Films herauf. Die Geschichte eines von Jason Statham gespielten Exsoldaten und Spielers ist eher Charakterstudie als Actionspektakel