Kritik zu Hail, Caesar!

© Universal Pictures

Es war die beste aller Zeiten, es war die schlechteste aller Zeiten: Die Coen-Brüder glorifizieren das Filmemachen im Hollywood der 50er Jahre mit all seinen skandalösen, eitlen und mythischen Seiten

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Das Dunkel eines Beichtstuhls ist nicht gerade der Ort, den man mit einer Satire auf die Eitelkeiten des Filmbetriebs von Hollywood in Verbindung bringt. Außer es führen die Brüder Ethan und Joel Coen Regie. So nahtlos zeigen die Coens zu Beginn in ihrem neuen Film »Hail, Caesar!« den Übergang von Kirche zu Filmstudio, dass der darin enthaltene Vergleich kaum auffällt. Der Mann, den man da zum Auftakt einem unsichtbar bleibenden Priester die Beichte ablegen hört, heißt Eddie Mannix, wird von Josh Brolin gespielt und übt den Beruf eines »Fixers« aus. Soll heißen: Wo immer etwas schiefläuft im Filmstudiobetrieb, ist Eddie zur Stelle mit einer Idee, einer vermittelnden Aussage oder einem strengen Blick, um die Dinge ins rechte Lot zu bringen. Sein Tätigkeitsfeld ist das eines »Mädchens für alles«, nur eben in der Hierarchie sehr viel weiter oben. Während sich in den Weiten des Filmstudios alle so ehrfürchtig wie vertraulich um ihn scharen, dient er einem höheren Herrn, dem ebenfalls unsichtbar bleibenden Stduioboss Mr. Schenk (Skenk gesprochen). Tatsächlich fehlt es Josh Brolin nur ein bisschen am Willen zum Slapstick, und er ginge als Don Camillo der Traumfabrik durch, leutselig um seine Schäfchen bemüht, während er schlitzohrig den widrigen Umständen Mal für Mal ein Schnippchen schlägt.

Passenderweise nämlich spielt »Hail, Caesar!« in den 50er Jahren, in jenem Jahrzehnt, als die Welt in Ordnung schien, weil alles so schön bunt war, und Klatschkolumnistinnen (Tilda Swinton verschwendet ihr Talent an ein affiges Zwillingsschwesternporträt von dünnlippiger Humorlosigkeit) sich statt mit Smartphones noch mit Handtäschchen und Hütchen bewaffneten.

Im Schlepptau von Josh Brolins Mannix geht es zu den verschiedenen »Baustellen«, sprich: Filmsets der neuen Produktionen seines fiktiven Studios namens Capitol, für das im Übrigen schon Mannix' fiktiver Vorgänger Barton Fink aus dem gleichnamigen Coen-Film arbeitete. Zum einen ist das der titelgebende Monumentalfilm, in dem ein römischer General eine lebensverändernde Begegnung mit Jesus am Kreuz hat, »Ben Hur« lässt grüßen. Gespielt wird der Römer vom Studiostar Baird Whitlock, den wiederum George Clooney verkörpert, der hier einmal mehr den Coen-Gag darbietet, dass er, selbstverständlich ganz gegen sein echtes Image, eine eitle Dumpfbacke gibt.

Als nachinszenierter Augenschmaus macht »Hail, Caesar!« als Film im Film aber weniger her als die anderen Problem- und Drehstellen, zum Beispiel der »Wasser-Film«, in dem Scarlett Johansson als grün funkelnde Nixe verkleidet ein optisch grandioses Synchronschwimm-Ballett anführt. Oder auch das »anspruchsvolle Gesellschaftsdrama« im schwülstigem Salondekor, in dem Ralph Fiennes als feinsinniger Regisseur einem bis dato auf Lassos schwingende Cowboys spezialisierten Bildungsfernen Anweisungen gibt. Oder ein wahrlich furioses Tanz- und Singspektakel, in dem Channing Tatum mit einer als Matrosen verkleideten Tanztruppe eine Bar zum Steppen bringt und gleich noch den homoerotischen Subtext ironisch sichtbar macht. Als wunderbares Intermezzo funktioniert Mannix' Abstecher in den Schneideraum, wo eine kettenrauchende Frances McDormand herumfuhrwerkt und statt des erwarteten Brands etwas anderes schiefgeht.

»Hail, Caesar!« ist am Ende weniger Satire als Hommage. Die Entführung des von ­George Clooney verkörperten Stars durch eine Handvoll verschworener kommunistischer Drehbuchautoren bildet lediglich den Vorwand eines Handlungsfadens, denn im Wesentlichen entpuppt sich »Hail, Caesar!« als Nummernrevue, in der die Coens mit größter Liebe zum Detail ausgestorbene Filmgenres wiederbeleben. Doch so glänzend dieses »Re-Enactment« der alten Hollywoodproduktionen auch gelingt, so unscharf und sogar ein wenig heuchlerisch kommt ihre satirische Kritik am von antikommunistischer Hetze und kommerziellem Zynismus geprägten Studiobetrieb der damaligen Zeit daher.

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