Buch-Tipp: Das wildeste Auge. Horror und Science Fiction all'italiana (1957–1994
Italienisches Exploitation-Kino der 60er bis 90er. Dieses Mal: Horror und Science-Fiction
Das italienische Kino: unendliche Weiten! 1997 erschien Christian Keßlers »erstes im Alleingang verfasstes Druckwerk« – »Das wilde Auge«, ein »Streifzug durch den italienischen Horrorfilm«. Seitdem hat Keßler zwar nicht nur das Universum des italienischen Films durchschritten, seine Bücher über italienisches Exploitation-Kino aber sind besonders beeindruckend. Nun also Horror- und ScienceFiction-Filme der Jahre 1957–1994, wie gewohnt vom Verlag Martin Schmitz blendend bunt bebildert. Die Italiener haben während dieser Jahre vielleicht nicht immer geschmackvollere, aber dafür wirklich wildere Filme gedreht als die Deutschen und andere Erlebnisräume im Kino eröffnet. Besonders fix waren sie immer darin, amerikanischen Kassenschlagern eine inoffizielle Fortsetzung zu verpassen, ob es sich dabei um »Alien«, »Die Klapperschlange« oder »Der weisse Hai« handelte.
Empfindsame Seelen werden sich die Kannibalenfilme von Umberto Lenzi und Ruggero Deodato sicher nicht zu Gemüte führen wollen – aber sie werden zu schätzen wissen, dass sich jemand der Aufgabe gewachsen gezeigt hat, dies für sie zu tun und die Eindrücke brüderlich zu teilen. Es gibt unendlich viel zu lernen (zum Beispiel, dass die Schwester von Mia Farrow, Tisa, die Hauptdarstellerin in »Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies« gewesen ist), der Leser staunt, welchen Schrott John Huston und die große Shelley Winters in ihren späten Jahren gedreht haben. Und nicht zuletzt muss man den Autor für seine Formulierungen einfach lieben, wenn er etwa über das Klaus-Kinski-Vehikel »Nosferatu in Venedig« schreibt, das Resultat sei eher »eine Erfahrung als ein konventioneller Film«. Bravo, bravissimo!
Christian Keßler: Das wildeste Auge. Horror und Science Fiction all'italiana (1957–1994). Verlag Martin Schmitz, Berlin 2025. 379 S., 36 €.




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