Saudi-Comedy

»Barakah Meets Barakah« (2016). © El-Housh Productions

Gestern abend ging der erste Anruf wegen angeblicher Embargo-Verletzung bei mir ein. Zur Erklärung für Nicht-Journalisten: Die berichterstattende Presse muss bei den Vor-Ab-Pressevorführungen eine Erklärung unterschreiben, über Weltpremieren nicht vor der offiziellen Aufführung eines Films zu berichten. Nun fühle ich mich in diesem Punkt nicht wirklich zuständig, denn ich bestimme gar nicht über das Erscheinungsdatum meiner Texte. Dennoch hatte ich aber auch schon eine stattliche Korrespondenz mit PR-Agenten um das Thema hinter mir, wobei die feine textsortliche Unterscheidung zwischen einem »review« und einem »report« (die Korrespondenz war in englischer Sprache) eine zentrale Stellung einnahm.

Denn natürlich möchten die Filmverleiher schon gerne ein wenig Publizität für ihren Film haben. Aber eben nur nach ihren eigenen Regeln. So bedeutet die Embargo-Politik im wesentlichen wohl vor allem, dass wir frei aus dem zur Verfügung gestellten offiziellen Verlautbarungen zitieren zu dürfen, sonst aber den Mund zu halten haben. Problematisch ist dabei vor allem, dass thematische Texte zu mehreren Filmen im Prinzip erst geballt zu Ende des Festivals veröffentlicht werden können, wenn alle Filme durch sind.

Ansonsten wieder mal fasziniert von den vielen bei der Berlinale nebeneinander existierenden Parallelwelten: Von den Kollegen die tapfer und übernächtigt den ganzen Wettbewerb absolvieren müssen und dann schnell in die Redaktion rennen bis zu den Genussguckern und Rosinenpickern, die irgendein privates Special Interest bedienen, von aus Mexiko angereisten cineastischen Rentiers bis zu den Autogrammjägern, die ihren Tagesplan rund um Roten-Teppich-Auftritte und Pressekonferenzen organisieren.

Ich selbst habe heute nur zwei Filme (beide Forum) im Kino gesehen. Einmal »Barakah Meets Barakah« (Regie Mahmoud Sabagh), eine einigermaßen turbulente romantische Komödie aus Saudiarabien, die vor allem interessante Einblicke hinter die Kulissen eines Landes bietet, von dem wohl die meisten nur die immer gleichen Horror-Geschichten vom Unrecht an Dissidenten und Frauen kennen. Beides ist auch hier Thema, wird aber eingesponnen in einen sich global zeitgenössisch verstehenden Kontext von Jugendkultur und ein flexibel verhandeltes Kontinuum von Regelüberschreitungen und -verletzungen.

Und dann – nach der doch recht missglückten »Indignation« im Panorama – endlich einmal eine gelungene Literaturadaption – von Joseph Conrads Kurzgeschichte »An Outpost of Progress«, aus der Hugo Vieira da Silva einen ernsten und verspielt vielstimmig in verschiedensten Tonlagen schillernden Film bastelt, sprechende Affen und Leoparden-Menschen inbegriffen. 

GEFREUT habe ich mich heute über einen Artikel von Andrea Dernbach im Tagesspiegel von heute, die den Twitter-Account des Hollywood–Produzenten Ross Putman vorstellt. Der sammelt frauenstereotype Kurzbeschreibungen aus Filmscripts, die bei ihm über den Schreibtisch gingen und offenbart damit ebenso komische wie erschröckliche Realitäten in diesem Business.

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