Kritik zu Oskars Kleid

© Warner Bros. Pictures

Ernst und humorvoll zugleich bringt Hüseyin Tabak ein aktuelles Thema auf die Leinwand: Oskar ist eigentlich Lili, ihr Vater muss sich daran gewöhnen 

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»Etwas mehr Humor« fordert die Transfrau im Gespräch über die Definition verschiedener Genderidentitäten. Ihr gegenüber sitzt Ben auf der Suche nach Antworten. Ben, der Polizist mit anachronistischem Männerbild, der seinem Sohn Oskar rät, zuerst zuzuschlagen, und der heilfroh ist, vom Kinderpsychologen zu hören, dass Oskar nicht schwul ist. Nein, er ist nicht schwul, aber er ist wahrscheinlich ein Mädchen, so die Diagnose des Therapeuten. 

Mit Humor, aber auch mit großer Ernsthaftigkeit wird die Beziehung von Ben zu seinem Sohn Oskar erzählt, der nun, mit neun Jahren, weiß, dass er ein Mädchen ist. Er nennt sich Lili. Florian David Fitz, der Ben als verärgerten und irritierten Vater spielt, hatte die Idee und lieferte das Drehbuch zu dieser Tragikomödie, die ein Thema von großer Aktualität auf die Leinwand bringt. Der Film dreht sich weniger um Lili, denn die weiß schon ganz genau, dass sie im falschen Körper geboren wurde. Es geht um Ben, der diese Wandlung zunächst nicht akzeptieren kann. Er hat einen weiten Weg vor sich, indem er sein eigenes Männerbild hinterfragt und feststellt, dass seine Familie da schon viel weiter ist. 

Regisseur Hüseyin Tabak rückt in seinen Filmen junge Menschen in den Fokus, die anders sind. Den autistischen Mika in »Das Pferd auf dem Balkon« (2012), den Flüchtlingsjungen Veysel in »Deine Schönheit ist nichts wert« (2012) oder die junge rumänische Boxerin in »Gipsy Queen« (2019). Es sind Menschen, die anecken und ihren Platz in der Gesellschaft suchen. Tabak und Fitz spielen verschiedene Positionen zum Transgender-Thema durch. Der YouTube-Vortrag, der das als Mode abtut, die Großmutter, die sich sofort mit Lektüre zu dem Thema eindeckt und mit ihrem Mann in Streit gerät, ob die Literatur mit Sternchen versehen werden darf. Wenn Ben sich von seinen Kindern schminken und roten Nagellack auftragen lässt, ist das eine berührende und gleichzeitig kathartische Szene.

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