Patrick Seyboth

Filmkritiken von Patrick Seyboth

Ein entlassener politischer Häftling kehrt tödlich erkrankt in sein Heimatdorf in den Bergen zurück: Mit einem Minimum an Handlung fasziniert dier türkische Autorenfilm »Herbst – Sonabahr« durch seine große erzählerische Ruhe und die poetische Verzahnung menschlicher Geschicke mit einer archaischen Natur
Für seine Version des subversiven Kinderbuchklassikers »Alice im Wunderland« opfert Tim Burton die Absurdität des Originals leider einer schlüssigen Blockbusterlogik. Aber was die gesamte visuelle Gestaltung angeht, seine Figuren und ihre Besetzung, führt er den Zuschauer tatsächlich in ein – dreidimensionales – Wunderland
Das Porträt eines Trinkers, der mal ein Countrystar war, und die Liebesgeschichte eines unmöglichen Paares zwischen Houston und Santa Fe. Ein äußerst sympathischer, unaufdringlicher Film über das Kaputtgehen, das Weitermachen und die melancholischen Songs unterwegs
In seinem Ausflug ins Horrorgenre liebäugelt Scorsese mit Trash und Kolportage, bietet auf seiner Insel des Wahnsinns aber zugleich eine Auseinandersetzung mit Paranoia und Verschwörungstheorien. Trotz einiger Schwächen birgt »Shutter Island« eine spannende Fahrt in seelische Abgründe – und durch die Filmgeschichte
Heath Ledger in seiner letzten Rolle, Christopher Plummer als Magier und Tom Waits als Teufel – Terry Gilliams faustisches Märchen »Das Kabinett des Dr. Parnassus« ist glänzend besetzt, opulent bebildert und stellenweise erfrischend verrückt. Leider fehlt es an Konzentration
Wenig Pathos, skeptische Untertöne, und dennoch eine Verneigung vor dem »Genie der Menschlichkeit«. Gavin Millars Biopic »Albert Schweitzer« ist zwar filmisch konventionell und allzu routiniert erzählt, erliegt jedoch nicht der Versuchung eines platten Weihnachtswohlgefühls
Ein düsterer Weltraum-Horrorthriller, der stark und eigenwillig beginnt, sich dann aber in zu vielen und unschlüssig verknüpften Klischees ergeht. Etwas mehr des titelgebenden Weltraumwahnsinns wäre für diesen Film gesund gewesen
Blutiges, zugleich aber nachdenkliches Vampirdrama um einen katholischen Priester, der das Gute will und dem Bösen erliegt. Trotz dramaturgischer Schwächen gelingt Park Chan-Wook mit »Durst« eine wilde, groteske und bildgewaltige Symphonie über unstillbare Begierden und moralische Fragen
Deutschland vor den Olympischen Spielen 1936: Zwei Hochspringerinnen – die eine Jüdin, die andere in Wahrheit ein Mann – werden zu Werkzeugen der Nazipolitik. »Berlin '36« erzählt eine starke, auf Tatsachen basierende Geschichte und gute Schauspieler in einem leider allzu konventionell und simpel gestrickten Film
Ein engagierter Film über ein hochkomplexes Thema: Hans-Christian Schmid beleuchtet anhand eines fiktiven Falles die Arbeit des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag. Mit Elementen von Politthriller und Gerichtsdrama zeigt er in »Sturm« die Hürden auf dem Weg zur Gerechtigkeit ohne Simplifizierung