Spencer

Pablo Larraín konzentriert sich in seinem Filmporträt über Prinzessin Diana auf die Weihnachtsfeiertage 1991 und wie sie zunehmend an der Kälte und Isolation innerhalb der Königsfamilie leidet. Durch die fabulierte, teils surreal überhöhte Perspektive entsteht so eine überzeugende Interpretation ihrer Verfassung.

Pleasure

In einer Gratwanderung zwischen dokumentarischer Wahrhaftigkeit und kluger Inszenierung ergründet die Schwedin Ninja Thyberg die Macht des männlichen Blicks in der Pornoindustrie von Los Angeles, mit einer atemraubend rohen Debüt-Performance von Sofia Kappel.

Nightmare Alley

Ende der dreißiger Jahre lernt ein Mann bei einem amerikanischen Wanderzirkus die Tricks, die ein Hellseher benötigt, um sein Publikum einzuwickeln. Als er sich jedoch in der Großstadt auf immer riskantere Geschäfte einlässt, droht seine Karriere in ein Fiasko zu münden. Neuverfilmung eines düsteren Nachkriegsromans, die den amerikanischen Aufstiegstraum seziert, in der Erzählweise allerdings etwas zu glatt bleibt.

Niemand ist bei den Kälbern

Die 24-jährige Christin (Saskia Rosendahl) versucht aus der bäuerlichen Einöde in Mecklenburg auszubrechen. Ein sperrig-spröder Anti-Heimatfilm mit präzisem Blick für zwischenmenschliche Spannungen und einer faszinierend widersprüchlichen Hauptfigur.

Eine Nacht in Helsinki

Mika Kaurismäkis improvisiertes Kammerspiel über drei Männer, die während des Lockdowns in einer Bar zusammentreffen und über das Leben sinnieren, wird von der Chemie zwischen den Darstellern und der Klugheit der alltäglichen Dialoge getragen. Kein großer, aber ein angenehm leiser, nachdenklicher Film.

Monobloc

Kleine Soziologie eines Massenprodukts: der Dokumentarfilm von Hauke Wendler reist auf den Spuren eines billigen Plastikstuhls rund um die Welt.

Lunana – Das Glück liegt im Himalaya

Der Lehrer Ugyen wird nach Lunana strafversetzt, an die entlegenste Schule Bhutans. Dort, nicht mehr abgelenkt von den Errungenschaften des digitalen Zeitalters, setzt bei dem jungen Mann ein Nachdenken ein. Doch für ein simples Zurück-zur-Natur-Happy-End ist der am Originalschauplatz mit Lai*innen gedrehte Film zu klug.

Licorice Pizza

So leicht und lässig, als wäre es ein Film von Richard Linklater, ist das neue Werk des Perfektionisten Paul Thomas Anderson eine Hommage an die eigene Jugendzeit im San Fernando Valley, in den frühen Siebzigerjahren, in denen die Politik immer schmutziger und die Filmwelt und die Liebe verheißungsvoll aufregend war.

Gloria Mundi

Die soziale Spaltung Frankreich lässt den altgedienten Utopisten Robert Guédiguian nicht ruhen. Nicht einmal der familiäre Zusammenhalt kann der Entsolidarisierung mehr trotzen. Sein bewährtes Darstellerensemble (Ariane Acaride, Gérard Meylan, Jean-Pierre Daroussin, Anais Demoustier) verleiht den Figuren Würde und Ambivalenz. Ein leises Pendant zum Aufruhr, den die Gentrifizierung in Spielbergs »West Side Story« auslöst.

Effigie – Das Gift und die Stadt

Mit hübschen Bildern und viel Kulisse verfilmt Udo Flohr die wahre Geschichte einer Bremer Serien-Giftmörderin Anfang des 19. Jahrhunderts. Konventionell erzählt und inszeniert braucht es dafür nicht die große Kinoleinwand.

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