Kritik zu Home

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Franka Potente erzählt in ihrer ersten Langfilmregie die klassische amerikanische Geschichte eines schwierigen Neuanfangs

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Natürlich entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, wenn eine deutsche Regisseurin ihr Langfilmdebüt »Home« nennt und dann in den USA ansiedelt. Doch auf den zweiten Blick wäre es vermutlich verkehrt, Franka Potente in diesem Fall ein Augenzwinkern oder Ähnliches zu unterstellen. Denn tatsächlich ist die gebürtige Münsteranerin, die es beruflich erstmals vor 20 Jahren für »Blow« in die USA verschlug und die dort auch einige ihrer jüngsten Rollen (etwa in der kurzweiligen Serie »Claws«) spielte, längst in Amerika zu Hause. Seit über zehn Jahren lebt sie mit Ehemann und zwei Töchtern in Los Angeles, wo auch schon ihr Roman »Allmählich wird es Tag« angesiedelt war.

Irgendwo nördlich von Los Angeles, fernab von Glamour und Großstadt-Flair, spielt nun also auch »Home«. Marvin (Jake McLaughlin aus der Serie »Quantico«) kehrt zurück in den kleinen, trostlosen Ort, in dem er in der ländlichen kalifornischen Provinz aufgewachsen ist. Fast 20 Jahre lang war er nicht mehr hier, nicht weil er anderswo sein Glück gesucht hätte, sondern weil er im Gefängnis saß, für einen fast noch im Teenager-Alter begangenen Mord. Nun zieht er mangels Alternativen wieder bei seiner unheilbar an Lungenkrebs erkrankten Mutter (Kathy Bates) ein, zu der er kein von sonderlich viel Herzlichkeit geprägtes Verhältnis hat. Auch der Rest des Ortes empfängt den Rückkehrer alles andere als mit offenen Armen: Ein Stein, der durchs Küchenfenster fliegt, ist noch eine der harmloseren Anfeindungen, denen sich Marvin ausgesetzt sieht. Doch ausgerechnet mit Delta (Aisling Franciosi, »The Nightingale«), die noch ein Kind war, als Marvin ihre Großmutter umgebracht hat, kommt es zu einer zaghaften Annäherung. 

Sehr langsam lässt sich »Home« an, der vergangenes Jahr beim Festival in Rom Weltpremiere feierte, und leider entfernt sich Potente weder in der Geschichte noch in ihrer Umsetzung besonders weit von dem, was man von Arthouse-Kino dieser Art erwarten würde. Bates' Figur etwa ist eine, die auf dem Papier kaum mehr ist als ein Klischee – und auch für die Schauspielerin selbst wahrlich kein Neuland ist.

Doch was Oscar-Gewinnerin Bates aus dieser Nebenrolle macht, verleiht dem Film eine bemerkenswerte Tiefe und Würde, die längst keine Selbstverständlichkeit ist. Auch der Rest des Ensembles weiß zu überzeugen, und dass Kameramann Frank Griebe, dem genau wie Potente der Durchbruch an der Seite von Tom Tykwer gelang, die in kalifornischer Trostlosigkeit sehenswerten Bilder einzufangen vermag, ist natürlich keine Überraschung. 

All das wäre allerdings nicht viel wert, hätte sich Franka Potente, die auch das Drehbuch selbst verfasst hat, auf die Kitsch-Pfade begeben, die ihre Geschichte durchaus bereithält. Stattdessen setzt sie in ihrem Film über Vergebung und Erlösung in größtenteils effektiver und stimmiger Weise auf Ruhe und Nüchternheit – und gönnt ihrem Protagonisten trotzdem ausgerechnet in der Kirche eine wirklich eindrucksvoll emotionale Szene.

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