Kritik zu Schneewittchen

© Walt Disney

2025
Original-Titel: 
Snow White
Filmstart in Deutschland: 
20.03.2025
L: 
109 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Disneys sogenanntes »Live Action Remake« des eigenen Klassikers von 1937 geriet wegen verschiedenster Kontroversen unter Druck. Streitbar sind aber weniger die vermeintlich »woken« Inhalte als zweifelhafte ästhetische Entscheidungen

Bewertung: 3
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Kaum ein Film hat zuletzt so stark verdeutlicht, von welchen politischen und kulturellen Diskussionen eine Veröffentlichung begleitet sein kann: Kontroversen um zu viel oder zu wenig Wokeness, angebliche Konflikte der Hauptdarstellerinnen wegen unterschiedlicher Positionen zum Nahostkonflikt, allgemeine Skepsis gegenüber den Disney-Remakes. Der Kritik, dass man an der Geschichte von Schneewittchen nichts ändern solle, mag man entgegnen, dass gerade Märchen wie dieses schon immer in unzähligen Variationen weitererzählt wurden und auch die Disney-Adaption von 1937 eine ganz eigene Interpretation darstellte. Die Charakterzeichnung der Hauptfigur kann man aus heutiger Sicht definitiv als unterkomplex bezeichnen und so ist es erfreulich, dass das Remake ihr ein erfrischend zeitgemäßes Update gibt.

Im Vordergrund der um die klassischen Plot-Points des Märchens herum gebauten, Geschichte steht die Befreiung des Königreichs von der bösen Königin und Stiefmutter (Gal Gadot). Schneewittchen (Rachel Zegler) muss den Verlust ihrer Eltern verarbeiten und erkennt mit der Zeit, dass es ihre Bestimmung ist, das Königreich zu führen und die Menschen an die Güte und Herzlichkeit zu erinnern, mit denen einst ihre Eltern regierten. Die Figur ist hier weniger durch äußerliche Eigenschaften gekennzeichnet, sondern mehr durch charakterliche wie Mut und Freundlichkeit und sie agiert selbstständiger und aktiver mit differenzierten Zielen und Konflikten. Den Zwergen, die hier nicht mehr explizit als solche bezeichnet werden, macht sie nicht einfach den Haushalt, sondern sie leitet sie dazu an. Auch den simplen Wunsch nach einem Märchenprinzen gibt es nicht mehr, stattdessen entwickelt sich ganz allmählich eine Liebesbeziehung zu Jonathan (Andrew Burnap), dem Mitglied einer Rebellengruppe, der Schneewittchen dann, getreu der Vorlage, mit einem Kuss wieder zum Leben erweckt, nachdem sie vom vergifteten Apfel der bösen Königin gegessen hat.

Während der Film bis zu diesem Punkt seine, durch eingängige Musical-Einlagen vorangetriebene Handlung einigermaßen schlüssig aufbaut, wirkt die anschließende Rückeroberung des Königreichs etwas arg gerafft und spannungsarm erzählt, wobei sowohl für die Rebellengruppe um Jonathan als auch für die Zwerge wenig Raum bleibt. Wie sich das Volk, angetrieben durch Schneewittchen, auf die Mitmenschlichkeit besinnt und sich gemeinsam gegen die böse Königin stellt, hat aller Einfachheit zum Trotz aber durchaus etwas märchenhaft Inspirierendes.

Ein größerer Schwachpunkt ist hingegen die technische Umsetzung mit einer Mischung aus Realfilm und CGI-Animation. In der mal stilisierten, mal realistischen Gestaltung des magischen Waldes wirkt die übertriebene Niedlichkeit der Tiere eher irritierend. Auch die Zwerge sind mit einer befremdlichen Mischung aus Abstraktion und Realismus gezeichnet. So bunt und vielfältig der Film auch ist, die gestalterischen Mittel wollen sich nicht harmonisch zu einer magischen Fantasiewelt zusammenfügen. Vielleicht sollte man bei den Disney-Remakes lieber ein bisschen mehr über die Ästhetik streiten.

Meinung zum Thema

Kommentare

Danke für den meines Erachtens zutreffenden Artikel. Leider sind die falschen DarstellerInnen aufgelistet. Die gehören zu "Snow White and Huntsmen".

Hallo und vielen lieben Dank für den Hinweis. Die Angaben wurden korrigiert. Liebe Grüße aus der Redaktion, Christian Hein

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