Kritik zu Das Mädchen mit den goldenen Händen

© Wild Bunch

Nach zwei Kurzfilmen legt die Schauspielerin Katharina Marie Schubert ihr Kinodebüt als Regisseurin vor – eine Nachwende-Geschichte mit Corinna Harfouch

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Das Geschenk ihrer Tochter interessiert Gudrun überhaupt nicht. Viel mehr interessiert sie, ob das Kleid ihrer Tochter auch gut gebügelt ist und ob sie eine Rede vorbereitet hat. Das hat Lara zwar, doch Gudrun entwirft ihr eine neue. Dabei war Laras Rede schön und poetisch, und in der Geschenkverpackung steckte der erste Roman der Tochter, wie wir später erfahren. Wer solcherart in einen Film eingeführt wird, der hat es nicht leicht bei seinem Publikum, und Corinna Harfouch als Gudrun Pfaff tut ihr Bestes, das Unzugängliche, Eigenwillige und auch Widerständige ihrer Figur herauszustellen – so wie sie das auch schon in Jan-Ole Gersters »Lara« getan hat. Es ist Gudruns 60. Geburtstag, im Jahr zehn nach der Wende, und den feiert sie in ihrem Heimatort im Speckgürtel Berlins in einem ehemaligen Schloss, in dem zu DDR-Zeiten das Kinderheim untergebracht war. Dort ist sie aufgewachsen, das hat sie geprägt. Zu einem rauschenden Fest wächst ihre Geburtstagsparty aber nicht heran, denn in sie hinein platzt die Nachricht, dass der Bürgermeister der Gemeinde (Jörg Schüttauf) das Anwesen an eine Investorengruppe verkaufen will. 

Es ist ein nicht ungeschickter dramaturgischer Schachzug, den Kampf um das An­wesen mit einer, vorsichtig gesprochen, ambi­valenten Figur zu verbinden. Die meisten im Dorf wollen den Verkauf, niemand kann sich die Sanierung leisten. Die Gründe liegen auf der Hand, sind rational, doch es ist nur ­Gudrun, die merkt, dass es bei dem Anwesen um mehr geht als um eine Immobilientransaktion: nämlich um einen Bestandteil der eigenen Identität, ihrer und der ganzen Gegend. Und damit wirkt dieser Film, auch wenn er vor 20 Jahren spielt, ziemlich aktuell. 

Dieser von vornherein aussichtslose Kampf fügt der Figur der Gudrun eine fast tragische Dimension hinzu. Leider kommt der Film mitunter von seinem eigentlichen Schauplatz ab, wenn Lara, die in Berlin lebt, sich auf die Suche macht nach der Vorgeschichte ihrer Mutter und ihrem leiblichen Vater.

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