Kritik zu Ben Hur

© Paramount Pictures

Der russisch-kasachische Regisseur Timur Bekmambetov (»Wächter der Nacht«, »Abraham Lincoln Vampirjäger«) verfilmt den alten Stoff über Rache und Aussöhnung zu Zeiten Jesu mit sturem Blick auf gut montierte Actionsequenzen

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Das Wichtigste vielleicht zuerst: Der neue »Ben Hur« ist kürzer als der alte. Bereits nach zwei Stunden geht das Licht wieder an im Saal. Das ist auch gut so. Denn als Zuschauer hat man lange vorher verstanden, was der Film inmitten von Actionszenen ein bisschen arg didaktisch vermittelt: Die Botschaft des gekreuzigten Jesus von Liebe und Verzeihen triumphiert über Hass. Feinde versöhnen sich, Aussätzige werden geheilt. Und auch wenn die brutalen Römer weiter herrschen: »Ben Hur« zumindest hat ein Happy End.

Wirklich Neues gibt es wenig in der Neufassung: Bei dem großen Wagenrennen lenkt »good guy« Judah Ben Hur (nicht unbedingt oscarverdächtig: Jack Huston) ein weißes Gespann; sein Widersacher Messala (Toby Kebbell) ein schwarzes. Das musste wohl sein: Komplexe Konzepte sind nicht wirklich gefragt in Timur Bekmambetovs »Ben Hur«. Allein der ein paarmal auftauchende Jesus – im Unterschied zum Original, bei dem man nur seine Hand und seinen Arm sah –, gespielt von Rodrigo Santoro, und Morgan Freeman als Scheich Ilderim, der großes Geld macht im Rennsport und sich arrangiert mit den römischen Machthabern, dürfen Tiefschürfendes von sich geben.

Etwa 100 Millionen Dollar soll dieser neue »Ben Hur« gekostet haben. Die Aufnahmen für das Rennen allein hätten 38 Tage gedauert; 80 Pferde (keines habe sich verletzt) seien im Einsatz gewesen, sagt Roma Downey, zusammen mit Mark Burnett die Producerin des Films. Der kasachisch-russische Regisseur Bekmambetov, der in Russland mit den Geisterfilmen »Wächter der Nacht« und »Wächter des Tages« bekannt wurde und anschließend in den USA Actionfilme wie »Wanted« und »Abraham Lincoln Vampirjäger« drehte, habe sich mit dem Studium von Formel-1- und NASCAR-Rennen auf den Dreh vorbereitet. Das Wagenrennen, diesmal nicht nur Höhepunkt, sondern auch Rahmengeschichte des Films, ist wild und brutal. Sand wirbelt, die Hufe schlagen auf den Boden, die Karambolagen sind spektakulär. Allein, man fiebert als Zuschauer sehr viel weniger mit als noch bei der alten Fassung.

Leider gibt es dazu noch einige störende historische Unstimmigkeiten. Bei einem Ausritt in Jerusalem trägt Ben Hurs Freundin Esther (Nazanin Boniadi) eng anliegende Hosen, die aussehen wie Jeans. Wirklich? Das Digitale klappt auch nicht immer. Die erzeugte Landschaft erscheint streckenweise überraschend unwirklich, Palmen sehen aus wie die Plastikbäume von Playmobil. Schneeflocken schmelzen nicht.

Merklich scheint auf diesem »Ben Hur« das Geschäfts- und Unterhaltungskonzept der Executive Producer zu lasten: Downey und Burnett haben sich auf den »christlichen Markt« und auf »familienfreundliche« Produkte spezialisiert, darunter »Die Bibel« als Miniserie und als Kinofilm, beides in den USA große Erfolge. Dass der neue »Ben Hur« hier mithalten kann, darf allerdings bezweifelt werden.

Meinung zum Thema

Kommentare

dieser film zeigt genau was in hollywood schiefläuft. alle diese lieblosen remakes,reeboots oder was auch immer. da werden in ermangelung neuer und kreativer ideen alter und erfolgreiche filme neu verfilmt. aber wie so oft sind die meisten dieser remkes/reeboots unnötiger sch***. da wird ghostbusters mit dem unfähigsten cast aller zeiten neu verfilmt. da werden die besten filme aus anderen ländern veramerikanisiert. und natürlich kommen diese verfilmungen nie an die originale heran. statt neue themen zu verfilmen, und mutig tewas neues auszuprobieren, wird das kinovieh mit wiedergekäutem abgespeist. das und die lieblosen mit cgi zugepappten blockbuster haben mich dazu gebracht, nie mehr ins kino zu gehen. das und die teuren kartenpreise.

"...ghostbusters mit dem unfähigsten cast aller zeiten..." klingt aber schon ein bischen nach einem enttäuschten Nerd. :-) Wobei ich der generellen Kritk an den aktuellen Hollywood-Remarks, Prequels usw. völlig zustimme, mehr Einfallslosigkeit geht nicht. Aber es gibt eine gute Nachricht: Fernab der US-Blockbuster-Action-Streifen gibt es viele sehenwerte Arthouse-Filme; und die Filmkritiken in der epd Film helfen bei der Auswahl. Meine aktuellen Empfehlungen: Toni Erdmann, Vor der Morgenröte, Captain Fantastic, Wiener Dog....

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