Netflix: »The Four Seasons«
© Jon Pack / Netflix
Dass eine beschauliche Beziehungskomödie wie Alan Aldas »The Four Seasons« 1981 ein regelrechter Kassenhit war und in den USA sogar Platz 9 auf der Liste der Filme mit dem größten Einspielergebnis erreichte, kann man heute kaum mehr glauben. Ist doch diese Art »Mainstream-Erwachsenenfilm« fast komplett aus den Kinos verschwunden. Weshalb es auch völlig einleuchtet, dass ein Remake des Stoffs nicht etwa fürs Kino gedreht wird, sondern als Achtteiler für Netflix. Zuerst wirkt das befremdlich, aber dann stellt sich heraus, dass Tina Fey und ihre zwei Mitstreiter Lang Fisher und Tracey Wigfield das halbstündige Comedy-Format so gut beherrschen, dass spätestens ab der zweiten Folge ein »Flow« etabliert ist, der am Ende der acht Folgen eine zweite Staffel nicht nur möglich, sondern wünschenswert erscheinen lässt.
Ähnlich wie mit der formalen Adaption an neue Zeiten verhält es sich auch mit den inhaltlichen Zeitgeistanpassungen, die das Autorenteam an Alan Aldas Drehbuch von damals vornimmt: Zuerst will man in den üblichen »Wokeness«-Seufzer verfallen – mit Colman Domingo als Danny und Marco Calvani als sein Partner Claude ist jetzt nicht nur ein schwules Paar, sondern sind auch persons of color mit dabei –, aber mit der Zeit realisiert man als Zuschauer, dass diese neuen Konstellationen auch eine größere Tiefe bei den Figuren ermöglichen. Wo zu Aldas Zeiten es als selbstverständlich galt, dass die drei Paare über die Freundschaft der Männer verbunden waren – weshalb es ihnen auch so leichtfiel, Ehefrau Anne nach der Scheidung von Nick aus ihrem Kreis auszuschließen –, stehen die Dinge diesmal komplizierter. In der Netflix-Fassung schält sich die alte College-Freundschaft zwischen der von Tina Fey gespielten Kate und dem von Domingo verkörperten Danny als zentrales Band heraus. Wo im Film der von Alan Alda gespielte Jack es war, der sein Lebensmodell gegen den von Midlife-Crisis geschüttelten Nick behaupten musste, ist es nun Kate, die Lebemann Nick (Steve Carrell) um den Aufbruch in eine neue Beziehung heimlich beneidet, während sie beim alten Freund Danny keine Veränderung zulassen will.
Es sind solche feinen Linien in der Figurenzeichnung, die aus der Serie eben doch mehr als ein bloßes TV-Remake machen. Man muss aber genau hingucken wollen, denn an der Oberfläche erlauben sich die Autoren und Darsteller eine Menge »broad comedy«, die zwar den Spaß belegt, den sie beim Dreh hatten, aber gleichzeitig quer steht zu den sehr erwachsenen Inhalten, die verhandelt werden. Die Struktur der vier Jahreszeiten mit ihren – unwahrscheinlichen – gemeinsam verbrachten Ferientagen der drei Paare behält die Serie bei. Die augenfälligste Veränderung von Film zu Serie schließlich ist die des Alters der Figuren: Alan Aldas Jack erinnerte 1981 Freund Nick daran, dass 43 doch sehr alt sei, um noch mal Vater zu werden. 2025 ist »The Four Seasons« ein Beweis dafür, dass 50 (oder eigentlich 60?) das neue 40 ist.
OV-Trailer
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns