Blog

Gerhard Midding

„Ein Verriss ist etwas ganz Unbrauchbares“, sagte Jeanine Meerapfel energisch. Die sturmerprobte Regisseurin ist überzeugt, dass er niemandem nutzt: weder dem Kritiker noch der Leserschaft - und erst recht nicht dem Film. Wer nun erwartete, auf dem Podium würde ein heftiger Streit ausbrechen, sah sich getäuscht.

Gerhard Midding

Auch er bereut es heute oft, einen Verriss geschrieben zu haben. Es geniert ihn, seinerzeit so vom Leder gezogen zu haben. Eigentlich müsste man erklären, warum ein Film schlecht ist. Und auch das Missglückte verdient manchmal Respekt, zumindest aber ein besonnenes Urteil. Überheblichkeit ist in jedem Fall fehl am Platze, findet Paolo Mereghetti.

Gerhard Midding

Den Eintrag, den ich heute schreiben will, werde ich nicht auf die Reihe bekommen. Ich hatte ihn mir bereits vor Tagen vorgenommen, recht eigentlich vor Wochen. Vieles hatte ich mir in Gedanken zurechtgelegt, eine vage Struktur existierte immerhin. Aber eine Haltung zu finden, ist nicht so einfach.

Gerhard Midding

Die Welt, die in dieser Ausstellung zu besichtigen ist, erstreckt sich über fast alle Kontinente. Aber manchmal liegt sie auch gleich um die Ecke. Es war also kein Wunder, dass mir die Leuchtreklame der Bäckerei Süss bekannt vorkam – es war noch keine Viertelstunde her, dass ich auf der Sonnenallee an ihr vorbeiging, bevor ich am U-Bahnhof Hermannplatz die Linie 8 nahm. Gut möglich, dass ich eben jene Treppe hinabstieg, die Karim Ainouz fotografiert hatte.

Gerhard Midding

Wenn wir epd-Film-Autoren im Dezember nach unserer Lieblingsserie des zu Ende gehenden Jahres gefragt werden, muss ich regelmäßig passen. Anscheinend bin ich gegen den Serien-Hype immun. Ich bewundere natürlich die Kolleginnen und Kollegen, die immer den letzten und allerletzten Schrei kennen. Woher nehmen die nur die Zeit für all die Staffeln, die unbedingt gesehen werden wollen?

Gerhard Midding

Als die Deutsche Kinemathek am vergangenen Dienstag bekanntgab, welchen neuen Standort sie in einem Jahr beziehen wird, fiel die Nachricht einem bemerkenswerten Verdrängungswettbewerb zum Opfer. Auch ein endlich gelüftetes Geheimnis, über das in Berlin und anderswo eifrig gerätselt wurde, ist nicht dagegen gefeit, von der Meldung der Oscar-Nominierungen überschattet werden.

Gerhard Midding

Kressmann Taylor hat „Adressat unbekannt“ mit wuchtigem, unbestechlichem Minimalismus konstruiert; ihre Briefnovelle arbeitet konsequent mit der Aussparung und dem Vorenthalten von Informationen. Welches Genre würde diesem Konstruktionsprinzip im Kino am ehesten entsprechen? Der Thriller? Wenn ja, müsste er dann mit Suspense oder aber Überraschung operieren?

Gerhard Midding

Es gibt literarische Vorlagen, die sich strikt der filmischen Adaption entziehen. Der kurze Briefroman "Address unknown" (Adressat unbekannt) von Kressmann Tayler gehört allein schon dank seiner Konstruktion dazu. Er besteht aus nichts anderem als einer jüdisch-deutschen Korrespondenz, arbeitet mit kühnen Ellipsen: klaffenden Leerstellen, die einzig die lesende Phantasie füllen kann. Und nach einer dramatischen Wendung lässt sich das Entscheidende nur noch zwischen den Zeilen lesen.

Gerhard Midding

Es ist nicht unbedingt abendfüllend, Leuten beim Ausschlafen zuzuschauen. Bei Otar Iosseliani mochte das noch angehen, der hat dem Müßiggang eine eigene filmische Dringlichkeit verliehen. Jenseits von ihm jedoch verlangt das Kino nach Aktivität. Mithin ist das Wochenende keine aufgehobene, sondern aufgeladene Zeit.

Gerhard Midding

Seit ich Mitte Dezember den Eintrag "Kein Monstrum ist heilig" schrieb, hat sich eine Menge getan in Frankreichs Kinobranche. Der Fall Depardieu ist längst nicht ausgestanden. Er wäre fast zu einer Staatsaffäre geworden und hat auch sonst vieles in Bewegung gebracht. Eine Neuordnung zeichnet sich ab.