Film des Monats September »Gelobt sei Gott«

© Pandora Film Verleih

Empfohlen von der Jury der Evangelischen Filmarbeit

Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn der Priester die richtigen Worte gefunden hätte. In der Mediationssitzung gibt Bernard Preynat zwar zu, dass er vielen Jungen sexuelle Gewalt angetan hat, in der Kirchengemeinde, in seinen beliebten Pfadfinder-Camps. Aber er ist nicht in der Lage, sich bei dem erwachsenen Alexandre zu entschuldigen. Alexandre hatte geglaubt, er sei über das traumatische Erlebnis hinweg. Er hat eine glückliche Familie, ist erfolgreich im Beruf  – und geht voller Überzeugung zur Kirche. Doch er ist gewahr geworden, dass Preynat nach wie vor mit Kindern arbeitet. Und dass die katholische Kirchenhierarchie in Lyon, namentlich Kardinal Philippe Barbarin, nie etwas gegen den offenbar pädophilen Priester unternommen hat. Alexandre beginnt, nach anderen Opfern zu suchen, denn sein Fall ist verjährt.

François Ozons »Gelobt sei Gott« ist ein außergewöhnlich kunstvolles Dokudrama über einen Missbrauchsskandal, der Frankreich in Atem hält. Barbarin ist inzwischen zurückgetreten; der über 70-jährige Preynat wurde von einem Kirchengericht verurteilt, sein Strafprozess steht aber noch aus – und Preynat hat versucht, den Start des Films zu verhindern. Ozon erzählt aus der Perspektive von drei Opfern – Männern von unterschiedlicher Herkunft und Weltanschauung, auf unterschiedliche Weise verletzt. Wie ein Rhizom entfaltet sich die Geschichte um Alexandres Recherche, die Gründung der Selbsthilfeorganisation »La parole libérée«, den Kampf der Männer um Anerkennung. Der Film zeigt, wie sexuelle Gewalt in arkanen, autoritären Strukturen wächst: Auch wenn es um die katholische Kirche in Frankreich geht, wird deutlich, dass alle Systeme, die mit Kindern und Jugendlichen umgehen, prädisponiert für den Missbrauch von Macht sind. Das großartige Schauspielerensemble macht die Wut und Hilflosigkeit der Betroffenen spürbar. Schließlich enthält »Gelobt sei Gott« eine Spur von Trost: Sie liegt in der Solidarität der Opfer und ihrer Angehörigen, die sich über soziale und politische Grenzen hinweg nach Jahrzehnten des Schweigens zusammentun, um die Veröffentlichung des Falls und die gerichtliche Anklage zu bewirken.

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