Gerhard Midding

Gerhard Midding ist freier Autor für Tageszeitungen (Berliner Zeitung, Die Welt), Zeitschriften (epd Film, filmbulletin) sowie Radio-(rbb Kulturradio) und Fernsehsender (3sat). 

Filmkritiken von Gerhard Midding

Der Sprung ins Leere ist ein Mandat, das Benoît Jacquot seinen Charakteren immer wieder anträgt. Isabelle Huppert brilliert als Musikerin, die den Vertrag mit ihrem bisherigen Leben aufkündigt und in eine ungewisse Zukunft aufbricht
Xavier Beauvois weiß, wieviel Zeit er sich nehmen muss. Seine erst fünfte Regiearbeit in 18 Jahren, besetzt mit einem würdig grandiosen Ensemble, erzählt mit achtsamer Empathie vom Martyrium der sieben Trappistenmönche, die im Frühjahr 1996 aus ihrem Kloster im algerischen Atlasgebirge entführt und ermordet wurden
Eine uneingestandene Liebe und ein eigentlich aufgeklärter Mordfall führen die Beteiligten nach 25 Jahren wieder zusammen. Dass in Argentinien die Geister der Vergangenheit nicht zur Ruhe kommen wollen, ist in Juan-José Campanellas Verknüpfung von Kriminal- und Liebesfilm auch eine diskret politische Botschaft
Ein verblüffender, vielschichtiger Thriller: Es ist kein Fehler, Gerardo Naranjos Film als Allegorie auf das Mexiko der Gegenwart zu lesen, das heimgesucht wird vom Drogenkrieg, der Austauschbarkeit von Staatsgewalt und Verbrechen sowie der Beharrlichkeit des Machismo
Nicht unbedingt vor, aber auf jeden Fall hinter der Kamera ist die erste Kinoadaption von Jacques Tardis Adèle-Sec-Comics eine Fehlbesetzung: Louise Bourgoin verkörpert die trocken-impertinente Heldin sehr passabel, Luc Besson gebricht es jedoch entschieden an zugeneigter Inspiration, um Tardis Universum auf der Leinwand heimisch zu machen
In seinem ersten Alterswerk knüpft der japanische Meister des Animationsfilms Hayao Miyazaki an kinderfreundlichere Filme wie »Kikis Delivery Service« an. An deren erzählerische Komplexität reicht diese Geschichte einer Freundschaft zwischen einem Jungen und einem menschgewordenen Goldfischmädchen allerdings nicht ganz heran
Ein Film wie eine Novelle aus dem 19. Jahrhundert, in der Andeutung und Verschwiegenheit im Namen der Charaktere schon die ganze Geschichte erzählt
Eine Großmutter trauert um ihren ermordeten Enkel, eine andere setzt alles daran, dass ihr Enkel für dieses Verbrechen nicht ins Gefängnis kommt: Ähnlich wie in Kinatay zeigt Brillante Mendoza in »Lola« die Stadt Manila als einen Hort der Gewalt, in dem allein das Geld zählt. Ohne jedes Pathos erzählt der philippinische Regisseur von der Würde des Überlebens
Die Dreiecksgeschichte mit der Behäbigkeit zu inszenieren, mit der man sonst Schnitzler und Zweig fürs Fernsehen adaptiert, ist ein naheliegender, aber wenig fruchtbarer Impuls. Der Taumel der Leidenschaft bleibt wohltemperiert, denn Richard Eyres Film »Der Andere« weiß ein wenig zu genau, worauf er hinauswill, und wächst selten über das holprige Drehbuch hinaus
Der erste Teil, in Cinemascope gedreht, verriet noch kinohafte Ambitionen; seine Fortsetzungen waren eigentlich fürs Fernsehen gedacht und begnügen sich mit dem landläufigen Breitwandformat. Auf der großen Leinwand behauptet sich der Abschluss von Stieg Larssons »Millenium«-Trilogie dennoch redlich

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»Eiffel in Love« erzählt spielerisch vom Bau des Turms, der Paris als Stadt der Moderne markierte. Gerhard Midding über die Geschichte des Eiffelturms im Film – von René Clair bis »Mars Attacks«