Dietmar Kanthak

Filmkritiken von Dietmar Kanthak

Mahdi Fleifel erzählt schonungslos und ohne jede hoffnungsvolle Perspektive eine Migrationsgeschichte. Die Hauptdarsteller verkörpern auf intensive Weise zwei Palästinenser, die sich ihren Traum von Glück mit Gewalt erfüllen wollen.
Kleber Mendoça Filhos 1977 in Brasilien angesiedelte Geschichte vereint Thriller­elemente, Polit-, Familien- und Beziehungsdrama, schwarze Komödie, Gewaltexzesse und surreale Effekte.
Inspiriert von einem wahren Gerichtsfall erzählt Christina Tournatzés von Missbrauch und Gerechtigkeit. Elise Krieps in ihrer ersten großen Rolle ist sensationell.
In einem genreübergreifenden Rahmen erzählt Amélie Bonnins Film von der Wiederbegegnung einer jungen Frau mit der französischen Provinz und ihrer Vergangenheit. Die Filmsprache erscheint auf kunstvolle Weise kunstlos, die Musik übernimmt eine zentrale Rolle.
In einer dokumentarischen, mitunter kunstlos anmutenden Filmsprache erzählt Scandar Copti von Palästinensern und Israelis in Haifa – und von destruktiven gesellschaftlichen und familiären Prägungen.
Bildmächtig und fantasievoll geht die Norwegerin Tallulah H. Schwab der Frage nach: Was ist Realität? Die assoziationsgeladenen Momentaufnahmen spiegeln eine oberflächenreizübervolle Beliebigkeit.
Ein italienisches Bergdorf 1944 ist Schauplatz einer komplexen Familiengeschichte. Genreszenen erscheinen im Stil kunstvoll komponierter Tableaus. Innere und äußere Konflikte entwickeln sich mit der Wucht klassischer Dramen.
Friedrich Schillers Drama »Wilhelm Tell« hat Nick Hamm zu einem Film inspiriert, der als Schlachtengemälde funktioniert. Die Charaktere hingegen entwickeln sich so vorhersehbar wie die immer wieder in Gewalt mündende Handlung.
Jan Henrik Stahlbergs Film überwältigt das Publikum mit einem wilden Stilmix, um die missionarische Mission eines Mannes im Kampf gegen den Neoliberalismus zu bebildern. Das gestaltet sich mal mit effektvoll inszenierter Komik, mal mit zäher thesenhafter Rhetorik.
Aus der Formel »Feiert nicht Hochzeiten, sondern Trennungen« entwickelt Jonás Trueba eine trotz dialogischer Längen funktionierende Geschichte mit komödiantischen Effekten und emotionalen Akzenten.

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