Netflix: »Arnold« und »Bardot«

»Arnold« (Miniserie, 2023). © Netflix

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Er liebt sich, sie liebt sich nicht

Arnie und BB: zwei Kürzel, zwei Markenzeichen. Zwei Netflix-Serien beleuchten Leben und Werk der Weltstars Arnold Schwarzenegger und Brigitte Bardot auf unterschiedliche Weise: als Dokumentation und im Spielfilm-Format.

»Arnold« (Miniserie, 2023)

Bescheidenheit ist nicht Bestandteil der DNA von Schwarzenegger. Mit Bescheidenheit hätte es der am 30. Juli 1947 in Thal in der Steiermark geborene Mann nicht in Serie auf die Siegerpodeste internationaler Bodybuilding-Wettbewerbe geschafft. Er wäre als »Terminator« nicht einer der größten Kinostars des 20. Jahrhunderts geworden. Und schon gar nicht bis 2011 Gouverneur des US-Bundesstaates Kalifornien. Vor kurzem hat Schwarzenegger mit der Netflix-Serie »Fubar« sein Debüt im Heimkino absolviert. Drehbuchautor der bisher acht Folgen um einen CIA-Agenten vor dem Ruhestand könnte ein Algorithmus sein. Mehr Substanz besitzt die ebenfalls bei Netflix abrufbare dreiteilige Dokumentation »Arnold« von Lesley Chilcott. Natürlich handelt es sich um eine Heldengeschichte, der thematische, in jeweils rund 60 Minuten behandelte Dreiklang Athlet, Akteur und Amerikaner umreißt die Stationen einer atemberaubenden Biografie. Sein ganzes Leben, sagt Schwarzenegger, habe er das einzigartige Talent besessen, seine Zukunft klar vor sich zu sehen. Und was er sehen konnte, musste möglich, realisierbar sein: »If I can see it, then it must be achievable.« Schwarzeneggers strenger, wenn nicht tyrannischer Vater, ein Polizist, betrachtete die Poster an der Zimmerwand seines Sohnes mit eingeölten und monströs muskulösen Männern naturgemäß mit einiger Skepsis. Diese Haltung bestärkte den Sohn in seinem Plan, Thal zu entfliehen – in die weite Welt, am Ende ins Traumland Amerika.

Die Hauptfigur der spannend und unterhaltsam komponierten Dokumentation ist auch ihr Erzähler. Schwarzenegger betrachtet die Episoden nicht als Therapiesitzung, er kehrt sein Innerstes nicht nach außen. Aber es gibt immer wieder Momente, in denen es ernst und berührend wird. Wenn er sein Verhältnis zu den Eltern beschreibt und vom Tod seines Bruders Meinhard mit 24 Jahren erzählt. Selbstkritisch reflektiert der Hollywoodstar sein Verhältnis zu Frauen und verurteilt frühere übergriffige Impulse. Das Verhältnis mit der Haushälterin, aus der sein Sohn Joseph hervorging, betrachtet Schwarzenegger im Rückblick als »major failure«. Es zerstörte seine Ehe mit Maria Shriver, der Nichte von John, Robert und Edward Kennedy. Dennoch blickt die österreichische Eiche (»Austrian Oak«) wie ein Elder Statesman stolz und fast ein bisschen staunend auf sein Leben zurück.

»Arnold« (USA, 2023) C: Lesley Chilcott. Da: Arnold Schwarzenegger. F: 3 Folgen.

»Bardot« (Serie, 2023)

Christopher und Danièle Thompson konzentrieren sich in ihrer sechsteiligen Serie »Bardot« auf rund ein Jahrzehnt im Leben der 1934 in Paris geborenen Brigitte Bardot: die Jahre zwischen 1949 und 1960. Julia de Nunez verkörpert die Schauspielerin, die als »femme libérée« das Bild der Frau im Film und in der Gesellschaft revolutionierte und von Simone de Beauvoir als Lokomotive des Feminismus gefeiert wurde, als komplexe Persönlichkeit. Star-Glamour und die Sonne von Saint-Tropez können die Schattenseiten ihres Lebens nicht verbergen: selbstzerstörerische Impulse und Selbstmordversuche; die Angst, allein zu sein; die Zumutung, als Sexsymbol vom Publikum und den sich etablierenden Paparazzi vereinnahmt zu werden; das Gefühl, wie in einem Gefängnis zu existieren; ihre Fehlbesetzung in der Mutter-Rolle; die permanente Unsicherheit. »Vous ne vous aimez pas«, attestiert ihr der Regisseur Henri-Georges Clouzot (Louis-Do de Lencquesaing), mit dem sie 1960 den Film »Die Wahrheit« dreht.

Der konventionell, aber wirkungsvoll inszenierte Sechsteiler vereint Melodram, Kino- und Zeitgeschichte mit einer Love Story. Besser: mit Love Stories in Serie. Viele Männer im Leben der Bardot treten auf, von Roger Vadim (Victor Belmondo, Enkel von Jean-Paul) über Jean-Louis Trintignant (Noham Edje) bis Sami Frey (Jules Benchetrit). Selten ist in einem Film oder einer Serie die Formel »Je t'aime« so oft verwendet worden. Selten sind so viele Liebesbeziehungen in einem Wirbel aus Eifersucht, Egoismus und Rücksichtslosigkeit zerbrochen.

»Bardot« (Frankreich, 2023) C: Christopher Thompson, Danièle Thompson. Da: Julia de Nunez, Victor Belmondo, Jules Benchetrit, Géraldine Pailhas, Hippolyte Girardot. F: 6 Folgen.

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