DVD-Tipp: »Dobermann« (1997)

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© DCM

Gangsterballade

Die Feuertaufe findet in der Kirche statt, bereits im Kinderwagen wird der Keim für eine schillernde Gangsterkarriere gelegt, mit einer riesigen, echten Knarre als Spielzeug. Mit einem gewagten Schnitt wechselt der Film in die Gegenwart, in der der kleine Yann Le Pentrec zum erwachsenen Gangster Dobermann (Vincent Cassel) herangewachsen ist, und zusammen mit seiner gehörlosen Freundin Nat (Monica Bellucci) einen Geldtransporter überfällt. »Dobermann« ist ein rotzig explosiver Film, ein dreckiges Genrestück von Jan Kounen, der am Ende des 20. Jahrhunderts zu den ungestümen, jungen Wilden gehörte, die das französische Arthouse-Kino durchschüttelten, zusammen mit Mathieu Kassovitz, der kurz zuvor mit Cassel »La Haine« gedreht hatte und Gaspar Noé, der ein paar Jahre später Bellucci und Cassel in »Irréversible« ebenfalls als Paar besetzen wird und in »Dobermann« einen kleinen Auftritt vor der Kamera hat.

Verzerrte Perspektiven, ruppige Schnitte, wummernde Beats, comichafte Überzeichnungen, explosive Gewalt: »Dobermann« ist ein Angriff auf die Sehgewohnheiten und stand in Deutschland bis 2011 wegen seiner exzessiven Gewaltdarstellungen auf dem Index. Ausgehend von den »Dobermann«-Romanen von Joël Houssin, der auch das Drehbuch geschrieben hat, hält sich der Film nicht groß mit dem Bogen einer Handlung oder der Entwicklung von Charakteren auf, fasziniert aber durch die schiere Energie, die ihn durchpulst. Mit Anleihen bei Musikvideos, Cartoons und Pulp-Fiction ist er in erster Linie ein Anti-Establishment-Statement. Nach einer Reihe von Raubzügen startet Dobermann mit seiner Gang aus Misfits ein besonders freches Ding, gleich zwei Banken gleichzeitig will er ausrauben. Doch vor Ort kommt es zur brutalen Konfrontation mit einer von Kommissar Cristini angeführten Polizeitruppe. Tchéky Karyo spielt ihn lustvoll als finstere Karikatur eines Ordnungshüters. Im Vergleich mit diesem homophoben Rassisten, der einen potenziellen Informanten vor seiner bürgerlichen Familie demütigt und foltert, gewinnen die Outlaws jedenfalls Sympathiepunkte. 


VÖ: 17. Dezember 2021

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