Kritik zu Game Night

© Warner Bros. Pictures

In dieser Krimikomödie lassen sich die Teilnehmer eines Spieleabends auf ein »Real«-Spiel ein, in dem eine Entführung vorgetäuscht wird

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Das Spiel bietet, wie das Kino, die Möglichkeit, der Realität zu entwischen und sich ohne Aufwand und Gefahr in eine andere Welt und eine andere Identität zu versetzen. In dieser Krimikomödie wird beides in Zusammenhang gebracht, wenn eine achtköpfige Freundesclique, die sich seit langem bei dem Paar Annie (Rachel McAdams) und Max (Jason Bateman) zu Spieleabenden trifft, ein Film- und Schauspielerquiz veranstaltet. Dann taucht eines Abends Max' beneidenswert cooler Bruder Brooks (Kyle Chandler) auf und lädt die Gruppe zu einem neuen Spiel ein: kein spießiges Brett- und Kartenspiel, sondern ein aufwendiges Live-Theater, in dem – ähnlich wie z.B. im Thriller »The Game« mit Michael Douglas – angeheuerte Schauspieler einen täuschend echten Krimiplot samt Überfall inszenieren. So weitet sich die Spielwiese von der heimischen Couchgarnitur und den Knabberchips zunächst auf eine Bar jener Sorte aus, in die Annie und Max nie einen Fuß setzen würden. Da sie sich aber in einem Spiel befinden, wiegen sie sich in Sicherheit, und Annie glaubt die Lizenz zu haben, sich wie eine draufgängerische Actionheldin à la, sagen wir, Angelina Jolie in »Salt«, aufzuführen. Mit angeberischem Bravado fuchtelt sie vor üblen Typen mit einer Spielzeugpistole herum, um den vermeintlich entführten Brooks zu befreien.

Der Anblick ihres aufgekratzten So-tun-als-ob bereitet fast dasselbe Vergnügen wie jene Szenen, in denen in »Leoparden küsst man nicht« ein wilder Leopard mit einem Haustier-Leoparden verwechselt wird. Für Annie ist es nur solange ein Spiel, bis sie mit der Pistole Max in den Arm schießt.

Anders als in »Game« wird in dieser Krimikomödie erstaunlich geschickt auf einem messerscharfen Grat zwischen Spiel und blutigem Ernst, Komödie und Thriller herumgetänzelt, werden die humoristischen Kollateraleffekte einer mentalen Achterbahnfahrt zwischen Sorglosigkeit und Panik weidlich ausgekostet.

Zwar sind der Ablauf, die Spielregeln und auch die Joker der Filmhandlung vorhersehbar. Und auf der Zielgeraden zum Happy End wird die Schraube gewaltig überdreht. Doch der Einfallsreichtum, mit dem das Regieduo Daley/Goldstein mit ein paar Requisiten – etwa ein quietschender Gummi-Burger, ein Fabergé-Ei, ein kleiner Wauwau – drauflos improvisiert, die Art und Weise, wie es den Darstellern Raum gewährt, ihr komödiantisches Talent zu entfalten, sorgen für anhaltenden Spaß.

Dabei sind Jason Bateman in seiner Paraderolle eines Jedermann, der seine Durchschnittlichkeit mit trockenem Witz adelt, und Rachel Mc­Adams als alerte, hoch kompetitive Annie die halbe Miete. Als Geheimwaffe erweist sich Jesse Plemons als Nachbar Gary, ein Cop mit der Aura eines Psychopathen. Daneben werden dank des flotten Timings eine Menge Logik-Schlaglöcher überspielt. Wunderbar verspielt ist überdies ein überraschender Abweg der Handlung, in dem, in einer Rückblende, ein Paarproblem verhandelt wird. Das erhebende Gefühl, dass hier zwei Regisseure wissen, was sie tun, erstreckt sich bis in den liebevoll gestalteten Abspann. Man hatte fast schon vergessen, wie es ist, im Kino zum Lachen gebracht zu werden.

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