Kritik zu Dracula – Die Auferstehung

© Leonine Distribution

2025
Original-Titel: 
Originaltitel: Dracula: A Love Tale
Filmstart in Deutschland: 
30.10.2025
L: 
129 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Ähnlich wie einst Francis Ford Coppola legt Luc Besson bei seiner Adaption den Fokus auf Draculas menschlichen Ursprung und der damit verbundenen ­Liebesgeschichte

Bewertung: 3
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Zu Dracula scheint bereits alles gesagt – allerdings noch nicht von allen. Deswegen gibt es nun einen Neuzugang zum Adaptions- und Variantenkorpus: Luc Bessons »Dracula – Die Auferstehung«, dessen internationaler Verleihtitel mal wieder weitaus treffender »Dracula: A Love Tale« lautet. Dracula, eine Liebesgeschichte? Sowie man das liest, leuchtet es auch schon ein, nimmt das ganze Unheil mit der Blutsauferei seinen Ausgang doch im grenzenlosen Kummer des titelgebenden Grafen über den Verlust seiner geliebten Gemahlin. Jedenfalls in der von Francis Ford Coppola verantworteten, seinerzeit technisch bahnbrechenden Verfilmung »Bram Stoker’s Dracula« von 1992; die sich einigermaßen lose auf jenen legendären gleichnamigen Roman von 1897 stützt; in den wiederum der literaturgeschichtlichen Legende nach die schauerliche Mär von Vlad, dem Pfähler, Graf Dracul, aus dem 15. Jahrhundert einfloss, mit der Rumänien bis heute die Tourist:innen erschreckt.

Regisseur und Drehbuchautor Besson, bekanntlich kein Leisetreter, spitzt die Ausgangslage noch zu und wirft die Figur des Grafen binnen Minuten von der erotischen Enthemmung in eine kriegerische Raserei, in eine tobende Trauer. Der über den Tod der Frau Untröstliche lästert Gott aufs Allerschrecklichste, sodass dieser ihn mit der Unsterblichkeit straft. Einsam wandert Vlad hinfort hienieden, unermüdlich auf der Suche nach der Geliebten, denn er hat irgendwann einmal irgendwo von der Wiedergeburt gehört. Es kann also nur eine Frage der Zeit sein, bis seine Elisabeta erneut auftaucht. Und siehe da, einige Jahrhunderte später in Paris ist es tatsächlich so weit: Dracula erkennt in Mina, der Verlobten seines Immobilienmaklers, die Vermisste und geht über zahlreiche Leichen, um sie endlich wieder in seine Arme schließen zu können. Wir wissen, wie das endet. Wissen wir?

In seiner Betonung des »romantisch« konnotierten Konzeptes der die Jahrhunderte überdauernden Liebe bleibt Besson konsequent und stellt überraschend profunde Überlegungen an: Was bedeutet des Grafen Erlösung von den Qualen der Trauer für Minas Seelenheil? Würde ein Akt der Gnade den jahrhundertealten Sünder aus seiner sinnentleerten Hölle retten? Und wie könnte dieser aussehen? Doch während man sich über diesen anspruchsvollen Ansatz noch wundert, bricht auch schon der nächste Tumult aus und fliegt irgendetwas in die Luft. »Dracula« ist eben unverkennbar ein Film von Luc Besson.

Pluspunkte der vorliegenden Aneignung: ein mit feiner Ironie zu Werke gehender Christoph Waltz in der Rolle des Priesters/Exorzisten, der in Bessons mit christlichem Heilsgeschehen aufgeladenen Version die Funktion des bei Stoker eher säkularen Dr. Van Helsing übernimmt; außerdem der sozusagen im entgegengesetzten Register mit der großen Geste des Tragöden aufspielende Caleb Landry Jones als verzweifelt liebender Graf Vlad. Ebenbürtige Schauspielkollegen und einander würdige Antagonisten, und drumherum das zu erwartende blutrünstige Spektakel.

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