Kritik zu Drachenreiter

© Constantin Film

2020
Original-Titel: 
Dragon Rider
Filmstart in Deutschland: 
15.10.2020
L: 
91 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Tomer Eshed verfilmt Cornelia Funkes Geschichte über einen jungen Drachen auf der Suche nach einem Rückzugsort für seine Art

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Dem jungen Silberdrachen Lung ergeht es so ähnlich wie derzeit den Teenagern dieser Welt, deren Freiheitsdrang durch Corona so massiv gebremst wird: Den Drachenkindern wird das Fliegen und Feuerspeien untersagt, weil die Erwachsenen beschlossen haben, dass man sich vor der unersättlichen Gier der Menschen am besten wegducken sollte. Immer weiter haben sie sich zurückgezogen, bis nun auch der letzte Rückzugsort im bewaldeten Tal durch Baggerschaufeln und Fabrikschlote bedroht ist. Während ein roter Drache als Kriegstreiber Unfrieden stiftet, machen sich Lung und das Waldtroll-Mädchen Schwefelfell auf die Suche nach einem legendären Rückzugsort, dem geheimnisvollen Drachenparadies, das sich am »Saum des Himmels« befinden soll. Der abenteuerlichen Expedition durch sagenhafte Landschaften der Wüste, des Grand Canyon, in Indien und den Bergen des Himalaya schließt sich bald noch der Waisenjunge Ben an, zunächst halbherzig auf die Rettung der eigenen Haut bedacht, bald ehrlich engagiert.

Cornelia Funke hat diese hübsche, zugleich abenteuerliche und sendungsbewusste Geschichte eines Coming-of-Age mit Umweltagenda schon 1997 geschrieben, eine kürzere Skizze sogar schon 1987 verfasst. Da ist es ein bisschen unglücklich gelaufen, dass die deutsche Verfilmung so lange auf sich warten ließ, dass sie jetzt hinter der ähnlich gelagerten Geschichte der weltweit erfolgreichen, amerikanischen »Drachenzähmen leicht gemacht«-Filmserie hinterherhinkt, die wiederum auf der zwölfteiligen Buchserie basiert, die Cressida Cowell erst seit 2003 veröffentlicht. Sympathisch aber ist, dass der international arbeitende Drehbuchautor Johnny Smith (»Sherlock Gnomes«, »Royal Corgi«) und Regiedebütant Tomer Eshed diese Malaise frontal konfrontieren. So gerät der Waisenjunge Ben auf seiner Flucht vor der Polizei in die Premiere eines Films, der »How to Tame your Dragon« heißt. Und weil er sich zur Tarnung eines der Kostüme der Fans überstreift, wird er von Lung für einen Drachenreiter gehalten, der ihn zum Saum des Himmels navigieren kann. 

Allerdings kann dieser Gag nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Drachen made in Germany im Vergleich zu den hyperrealen, komplexen Animationen der amerikanischen Dreamworks-Produktionen doch eher steif und unbeweglich wirken. Erschwerend kommt hinzu, dass der Silberdrache Lung in Form und Gestalt dem schwarzen Ohnezahn der US-Konkurrenz nachempfunden ist. Echten Charakter zeigt nur der mächtige, furchterregende Metalldrache Nesselbrand, den ein mad scientist auf die Drachen losgelassen hat. 

Dem internationalen Ruhm von Cornelia Funke geschuldet, wurden für die englische Synchronfassung hochkarätige Schauspieler wie Freddie Highmore, Felicity Jones und Patrick Stewart gewonnen, während die deutsche Version sich mit den Stimmen von YouTube-Star Julien Bam als Lung, Videobloggerin Dagi Bee als Schwefelfell, Popsänger Mike Singer als Ben, Rick Kavanian als Nesselbrand und Axel Stein als Kobold dem Zeitgeist annähert.

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