Kritik zu Sherlock Gnomes

© Paramount Pictures

Im Sequel von »Gnomeo und Julia« trifft das berühmteste Liebespaar der Welt in Gestalt von Gartenzwergen auf den berühmten Meisterdetektiv und seinen Partner

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Dass sich beliebte Charaktere der Literaturgeschichte prima als Filmhelden eignen, steht außer Frage, und es gibt reichlich gelungene Beispiele dafür – sogar in gezeichneter oder computeranimierter Gestalt. Ob es allerdings eine gute Idee ist, zwei Literaturpaare aufeinandertreffen zu lassen, die so gar nix miteinander zu tun haben, lässt sich hingegen schon eher bezweifeln. Noch dazu wenn eines dieser Paare in Gestalt von hüftsteifen Gartenzwergen daherkommt, das andere als Paradebeispiel für verspannte Korrektheit britischer Couleur. Und damit offenbart sich auch schon das ganze Dilemma von »Sherlock Gnomes«, jenem Sequel des mäßig geistreichen und erfolgreichen »Gnomeo und Julia« aus dem Jahr 2011, in dem das Gartenzwergliebespaar über alle nachbarschaftlichen Streitigkeiten seiner Besitzer hinweg zueinanderfand.

In der Fortsetzung nun sind Gnomeo und Julia samt ihren Besitzern und ihrem Gartenmikrokosmos vom Land in die britische Hauptstadt gezogen und sollen dort zum rechtmäßigen Regentenpaar gekrönt werden. Doch plötzlich verschwinden aus zahlreichen Gärten in ganz London komplette Gartenzwergkolonien, bald auch die von Gnomeo und Julia. Und nun kommen Sherlock Holmes und sein Assistent Watson ins Spiel. Okay, immerhin der Einsatzort stimmt, ansonsten wirkt die Kombi nicht nur lächerlich, sondern auch völlig unmotiviert.

Egal, Powerfrau Julia macht sich mit Unsympath Holmes auf die Suche nach dem Entführer, den sie in Moriarty vermuten – einem Bösewicht mit Selfiestick, der einem Emoji auf Beinen gleicht. Holmes hat seinen Assistenten nie ernst genommen, Julia hält ihren Gnomeo sowieso für viel zu weich und gemütlich. Das dürfte dann auch schon die einzige Moralkeule dieser bunten, zwar hinreißend detailliert animierten, ansonsten aber vor allem in seinen Charakteren absolut eindimensionalen Computeranimation von John Stevenson (»Kung Fu Panda«) sein: Respektiere deinen Partner und – vor allem – unterschätze ihn niemals.

Ansonsten hetzen die zum Leben erweckten Keramikfiguren durch London, geraten in einen Chinaladen, wo Dutzende Winkekatzen sie begrüßen, irren durch die düstere und von Ratten okkupierte Kanalisation und liefern sich einen Showdown an der Tower Bridge. Die Hotspots der Metropole werden also brav abgehakt – fehlt nur noch ein Besuch bei der Queen. Ein bisschen Adel gibt es trotzdem.

Denn da ist ja noch Sir Elton John, der als ausführender Produzent agiert und reichlich eigene Songs zur musikalischen Untermalung beisteuert – ein paar durchaus witzige Anspielungen wie ein glitzernder Gartenzwerg am ebenso glitzernden Flügel gibt es auch. Zum Elton-John-Musical reicht es dann aber doch nicht, zum amüsanten, actionreichen Filmabenteuer für die ganze Familie auch nicht – zu langweilig, zu uninspiriert und ziellos.

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