Kritik zu Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull

© Warner Bros. Pictures

2021
Original-Titel: 
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
Filmstart in Deutschland: 
02.09.2021
L: 
114 Min
FSK: 
12

Detlef Buck, seit jeher variabel bei der Wahl seiner Genres, wagt mit illustrer Besetzung eine Neuverfilmung von Thomas Manns Roman, allerdings ohne diesen wirklich zu modernisieren

Bewertung: 2
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Von jeher hatte das Kino ein besonderes Faible für Hochstapler und Schwindler. Thomas Manns Felix Krull ist da ein Paradebeispiel, ein junger Mann, der neugierig in die Welt schaut, gewitzt jede Chance ergreift und seine Identität chamäleonhaft den Gegebenheiten anpasst, um seinen gesellschaftlichen Status zu verbessern. Eigentlich ein Traumstoff, für den Schauspieler sowieso, aber auch für Detlev Buck, der sich als Regisseur ganz ähnlich wie Felix Krull immer wieder neu erfindet. Von den frühen Landkomödien »Karniggels« und »Wir können auch anders« zu den ausgelassenen Stadtkomödien »Männerpension« und »Liebe deine Nächste«, von den Kinderpferdefilmen bis zur Gangster-Actiongeschichte »Asphaltgorillas« schlägt er mindestens so viele Haken wie der titelgebende Hochstapler.

Nun also Thomas Mann. Schon zweimal wurde der Künstlerroman verfilmt, 1957, zwei Jahre nach Manns Tod, von Kurt Hoffmann mit Horst Buchholz in der Titelrolle und dann noch einmal 1982 als fünfteilige Miniserie von Bernhard Sinkel. Daniel Kehlmann, der vor neun Jahren schon seinen eigenen Roman »Die Vermessung der Welt« für Buck adaptiert hat, hat ihn nun auch bei der Adaption des Stoffes unterstützt und die sperrigen Satzkonstruktionen ein bisschen mundgerechter in Fluss gebracht. Spätestens jetzt müsste man fragen, warum die beiden den Stoff nicht radikal modernisiert haben: Das Spiel mit Illusionen und Identitäten, das Verhältnis von Wirklichkeit und Fiktion ließe sich doch wunderbar in die Zeit der sozialen Netzwerke übertragen und mit aktueller Relevanz anreichern.

Stattdessen verharrt die Geschichte starr und steif im Korsett vergangener Zeiten, als wäre sie ohne Luft zum Atmen darin eingezwängt. »Krull ist mir nah. Ich verstehe und mag ihn«, sagte Detlev Buck im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung: »Seine Weltneugier ist so groß, dass er sich niemals auf eine bestimmte Sicht fest­legen würde.« Zu spüren ist das leider nicht, es springen keine Funken über von dieser an sich flirrenden Geschichte, die hier eher verstaubt und altbacken anmutet und zumindest von den männlichen Hauptdarstellern auch entsprechend blutleer aufgeführt wird. 

Jannis Niewöhner, der immer dann am aufregendsten ist, wenn er ganz ungestüm und gegenwärtig spielen darf, lässt seinen Felix Krull in Kostüm und Pomade eher geckenhaft posieren oder auch mal völlig überdreht chargieren wie in der Musterungsszene, die Detlev Buck als Arzt höchstpersönlich abnimmt. Auch David Kross, den Buck für seine raue Milieustudie »Knallhart« blutjung fürs Kino entdeckt hat, wirkt als Marquis de Venosta vor allem blutleer. Liv Lisa Fries ist die Einzige, der es gelingt, ihre Zaza ein bisschen funkeln zu lassen, zugleich kokett herausfordernd und unschuldig verspielt zwischen den konkurrierenden Männern. In einer bis in die kleinsten Nebenrollen illustren Besetzung, setzen Charly Hübner, Joachim Król, Nicholas Ofczarek und Martin Wuttke ein paar interessante Akzente, an denen man sich durch den Film hangeln kann.

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