Gerhard Midding

Gerhard Midding ist freier Autor für Tageszeitungen (Berliner Zeitung, Die Welt), Zeitschriften (epd Film, filmbulletin) sowie Radio-(rbb Kulturradio) und Fernsehsender (3sat). 

Filmkritiken von Gerhard Midding

Fünf Jahrzehnte nach Federico Fellinis »Das süße Leben« lässt Paolo Sorrentino wieder einen Gesellschaftsreporter das kleine, prachtvolle Welttheater Roms erkunden und an dessen Flüchtigkeit verzweifeln. Ein berückend wehmütiger Bilderrausch, der die Schönheit auch dort entdeckt, wo sie seinem Protagonisten nicht mehr auffällt
Der diesjährige Berlinale-Sieger ist ein makabres Puzzle aktueller chinesischer Verhältnisse. In seinem einfallsreich konstruierten Film noir nutzt Diao Yi'nan die Genremuster, um von der Verharschung des gesellschaftlichen Klimas zu erzählen
Es kommt selten vor, dass der Titel eines Animationsfilms von einem Gedicht Paul Valérys inspiriert wurde – »Der Wind hebt sich, wir müssen anfangen zu leben« – und in ihm dann noch eine Figur aus dem »Zauberberg« auftritt. Hayao Miyazakis elfter Langfilm »Wie der Wind sich hebt« ist der am wenigsten kindliche seiner Karriere: Ein Abschied vom Kino im Zeichen träumerischer Reife
Jean-Pierre Jeunet nutzt in seinem ersten 3D-Film das Format, um das Vertraute exotisch erscheinen zu lassen. Die Geschichte eines zehnjährigen Wissenschaftsgenies aus Montana ist ein Meisterstück sensiblen Erfindungsreichtums
Martin Provosts Film über die verfemte Schriftstellerin Violette Leduc ist kein Biopic wie andere: Mit zärtlicher Anteilnahme nähert er sich einer ambivalent gezeichneten Figur, die den Konventionen ihrer Zeit trotzt
Zwölf Jahre lang hat Richard Linklater in »Boyhood« das Heranwachsen eines texanischen Jungen mit der Kamera begleitet. Die Langzeitbeobachtung, sonst eher dem Dokumentarfilm vorbehalten, wird zu einem prächtigen Terrain der Fiktion, zu einem Glanzstück erzählerischer Einfühlsamkeit
In dieser Liebeskomödie spielt der Altersunterschied der Liebenden (sie ist Anfang 60, er Ende 30) eine erfreulich undramatische Rolle. Gelassen erzählt Marion Vernoux von verstreichender und gewonnener Lebenszeit
Der Skiunfall des Sohnes, der die geschiedenen Eltern (Marilyne Canto, Olivier Gourmet) wieder zusammenführt, ist schon der größte dramatische Aufwand, den Marion Hänsel in ihrem Film »Zärtlichkeit« betreibt. Die Rückhol­aktion wird zu einem heiteren Parcours, der unbelastet ist von alten Verletzungen
Im dritten Teil von Cédric Klapischs vergnüglicher Langzeitbeobachtung verschlägt es die ehemaligen Erasmusstudenten Romain Duris, Cécile de France und Kelly Reilly nach New York. Die Funken sprühen zwischen ihnen nicht ganz so wie in Barcelona und St. Petersburg; Charme besitzt diese Etappe dennoch
Erlesene Schauspielkunst ist im Kino mitunter ein Hindernis: Sie mahnt zur Bewunderung, verleitet aber nicht immer zu lebhafter Anteilnahme. Fabrice Luchini und Lambert Wilson jedoch sind große Verführer: Die Zeit verfliegt im Nu, wenn man ihnen zuschaut, wie sie Molière einstudieren und das Leben neu entdecken

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Bekannt wurde sie mit Jean Eustaches Dreiecksgeschichte »Die Mama und die Hure«. Nun spielt Françoise Lebrun in Gaspar Noés »Vortex« ihre erste Hauptrolle seit Ewigkeiten.
Tipp
Die Ausstellung »Ein Bild der Zeit« in der Kunsthalle Emden zieht Parallelen zwischen dem Expressionismus im Film und in der Kunst.