Gerhard Midding

Gerhard Midding ist freier Autor für Tageszeitungen (Berliner Zeitung, Die Welt), Zeitschriften (epd Film, filmbulletin) sowie Radio-(rbb Kulturradio) und Fernsehsender (3sat). 

Filmkritiken von Gerhard Midding

Einfühlsam schildert der tunesische Regisseur Mohamed Ben Attia in »Hedis Hochzeit« den Konflikt eines jungen, erfolglosen Vertreters, der aus seiner vorgezeichneten Existenz ausbrechen will, aber nicht weiß, ob er die Kraft dazu hat. Die Nahaufnahme eines bezeichnenden Schicksals wurde auf der Berlinale als bester Erstlingsfilm ausgezeichnet und erhielt einen Silbernen Bären für den Hauptdarsteller Majd Mastoura
Checco Zalone ist in seinem vierten Kinoauftritt ein fauler Beamter, träger Macho und ein verwöhntes Muttersöhnchen. Der italienische Erfolgskomiker stellt seine Kunstfigur in »Der Vollposten« auf eine ulkige Bewährungsprobe: Liebe oder Festanstellung? Er hält den Torheiten seiner Landsleute einen vergnügten Zerrspiegel vor; allzu oft erschöpft sich sein Sarkasmus jedoch in flauen Klischees
In Wirklichkeit waren es sogar mehr als tausend Seiten, die Lektor Max Perkins (Colin Firth) aus den Manuskripten von Thomas Wolfe (Jude Law) herauskürzen musste. Und ihr Verhältnis hatte mehr Facetten, als in »Genius« übriggeblieben sind
Bislang erzählte Mia Hansen-Løve von den Umbrüchen der Jugend und arbeitete mit weitgehend unbekannten Darstellern. Nun vollzieht sie mit »Alles was kommt« den Sprung in die Elterngeneration: Im Mittelpunkt ihres fünften Films steht eine Philosophielehrerin (eine Glanzrolle für Isabelle Huppert), die ihr Leben neu in den Griff bekommen will, nachdem ihr Mann sie verlassen hat
Ivan Calbéracs Bühnenstück »Frühstück bei Monsieur Henri« arbeitete pointenreich an der wohngemeinschaftlichen Annäherung der Generationen. In seiner Filmversion ist von diesem komödiantischen Elan nicht mehr ganz so viel zu spüren, trotz eines zuverlässig cholerischen Claude Brasseur
Die Malerin O-Ei stand stets im Schatten ihres berühmten Vaters, des Meisters Hokusai. Mit leichter Hand rehabilitiert Keiichi Haras Animationsfilm »Miss Hokusai« nun die vergessene Künstlerin, spürt ihrem Leben außerhalb der Konventionen und dem Geheimnis ihres Schaffens nach: eine lebhafte, atmosphärische Zeitreise in das Japan des 19. Jahrhunderts
Anhand von sechs Momentaufnahmen aus den Jahren, die der Schriftsteller Stefan Zweig im amerikanischen Exil verbrachte, stellt Maria Schrader in »Vor der Morgenröte« die Frage nach der politischen Verantwortung des Künstlers. Die zweite Regiearbeit der Schauspielerin überzeugt durch ihre große, elegante Formenstrenge und vorzügliche Besetzung
»La belle saison« ist das Melodram eines lesbischen Coming-outs zwischen Paris und der ländlichen Provinz: Catherine Corsini inszeniert eine glänzend besetzte Liebesgeschichte mit zärtlichem Blick für Körper und Landschaften
Die Chronik einer heiklen Männerfreundschaft: Roschdy Zem porträtiert in »Monsieur Chocolat« den ersten schwarzen Clown und seinen weißen Partner, die die Geschichte des Zirkus revolutionieren, aber an den Vorurteilen ihrer Epoche scheitern
Der dänische Oscarkandidat für den besten Auslandsfilm handelt von der fatalen Entscheidung, die ein Offizier in Afghanistan trifft. Tobias Lindholm erzählt dies in »A War« als Charakterdrama voll moralischer Ambivalenzen

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Tipp
Charlotte Gainsbourgs Dokumentarfilm »Jane by Charlotte« über ihre Mutter Jane Birkin ist eine nostalgische Reflexion über Nahbarkeit; ein Liebesbrief voller Fragen und Geständnisse, der auf ihre Umarmung zusteuert.