Anke Sterneborg

Filmkritiken von Anke Sterneborg

Nach Jackie Kennedy (»Jackie«) und Lady Diana (»Spencer«) ist Maria Callas die dritte berühmte Frau des 20. Jahrhunderts, die sich im Werk von Pablo Larraín gegen den goldenen Käfig auflehnt, den ihr die Männer gebaut haben, Angelina Jolie lässt sie vieldeutig oszillieren, als Dialog zwischen ihr und der großen Sängerin Maria Callas.
Über 75 Jahre hinweg schlägt die spanische Regisseurin Patricia Font eine Brücke zwischen Historie und Gegenwart, von einem engagierten Lehrer in der spanischen Provinz an der Schwelle zum Bürgerkrieg im Jahr 1936 zu einer jungen Mutter, die die Ereignisse von damals 2010 detektivisch erforscht.
Ein Geschichtenreigen im Freundeskreis, der durch die gemeinsam gefeierten Feste strukturiert ist. Elegant verwebt David Dietl in seinem Remake eines dänischen Films sich verändernde Konstellationen und Werte, zerbrechende Hoffnungen und beflügelnde Neuanfänge.
Die Chronik einer Liebe, nicht in der natürlichen Reihenfolge erzählt, sondern in einem Geflecht aus Rückblenden, so wie Erinnerungen sich unsortiert ins Bewusstsein drängen. Wie schon in früheren Filmen beweist John Crowley, zusammen mit Florence Pugh und Andrew Garfield, auch hier wieder ein feines Gespür für fragile Gefühle.
Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte injizieren frisches Blut in das schon unzählige Male verfilmte Epos um Liebe, Missgunst, Eifersucht und Rache, und Pierre Niney bringt den Titelhelden zwischen jugendlichem Elan und verbittertem Rachedurst zum Schillern.
John M. Chu packt eine Fülle beeindruckender Szenerien und überbordender Kostüme, grandioser Momente und dynamischer Choreografien, aber auch eine Menge Leerlauf in seine Broadway-Musical-Verfilmung.
Agathe Riedinger prangert die Mechanismen einer Selbstoptimierung an, die an Selbstverstümmelung grenzt, betrachtet die Reality-TV-Obsession der 19-jährigen Liane aber voll Empathie und Respekt.
Ein Mann will beweisen, dass er in woken Zeiten noch zukunftstauglich ist. Dafür bittet Simon Verhoeven u. a. Jan Josef Liefers, Nadja Uhl, Meltem Kaptan und Denise M'Baye auf warmherzig amüsante Weise zum Tanz mit den Fallstricken von Gleichberechtigung und Diversität.
All den widersprüchlichen Gefühlen einer Frau und Mutter spürt »Haltlos« in einer Intensität nach, die ihn zu einer emotionalen Achterbahnfahrt macht. Schlingernd, strauchelnd, irrlichternd verkörpert, spielt und singt Lilith Stangenberg sich die Seele aus dem Leib, unter der Regie von Kida Kodhr Ramadan, der hier seine Komfortzone entschieden hinter sich lässt.
Kein Biopic, sondern ein Film, der eine Einladung in den Kopf des Choreographen John Cranko (Sam Riley) sein und mit seiner Seele auch die des Tanzes erfassen will. Dabei zielt Joachim A. Lang weniger auf naturalistische Wahrhaftigkeit als auf gelegentlich ein bisschen zu ausgeprägten Kunstwillen.

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