Anke Sterneborg
Filmkritiken von Anke Sterneborg
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Ein Teenager kann plötzlich alles sehen und hören, was ihre Eltern tun und sagen. Ein irrwitziges Gedankenspiel über Privatsphäre und die Grenzen der Erziehung, leider durchweht von einem kalten Haneke-Wind.
Gilles Lellouche entfaltet eine überwältigende Amour fou, die nur so strotzt vor ungestümer Energie und origineller, visueller Ideen und den Zuschauer im Rhythmus seines wild schlagenden Herzens mitreißt.
1971 wird Rubens Paiva aus seiner Wohnung in Rio de Janeiro abgeführt, gefoltert und ermordet, eines von vielen Opfern der brasilianischen Militärdiktatur. Walter Salles erzählt in leisen Tönen mit geradezu provokanter Zurückhaltung von den Schrecken der Militärdiktatur und spiegelt damit die Haltung von Paivas Frau, die ein Leben lang als Aktivistin gegen das Vergessen kämpfte.
Eine lange Nachtschicht im Krankenhaus ist auf atemlose neunzig Minuten verdichtet. Leonie Benesch brilliert auf dem schmalen Grat zwischen äußerer Beherrschung und unterschwellig brodelnden Gefühlen.
Ein moderner Twist auf die männliche Sehnsucht nach gefügigen Frauen: Virtuos und mit vielen pointierten Wendungen, lässt Drew Hancock sein Spielfilmdebüt zwischen Sciencefiction, »Cabin in the Woods«-Horror, Komödie und Satire oszillieren, während Sophie Thatcher mit simulierten und echten Gefühlen jongliert.
Nach Jackie Kennedy (»Jackie«) und Lady Diana (»Spencer«) ist Maria Callas die dritte berühmte Frau des 20. Jahrhunderts, die sich im Werk von Pablo Larraín gegen den goldenen Käfig auflehnt, den ihr die Männer gebaut haben, Angelina Jolie lässt sie vieldeutig oszillieren, als Dialog zwischen ihr und der großen Sängerin Maria Callas.
Über 75 Jahre hinweg schlägt die spanische Regisseurin Patricia Font eine Brücke zwischen Historie und Gegenwart, von einem engagierten Lehrer in der spanischen Provinz an der Schwelle zum Bürgerkrieg im Jahr 1936 zu einer jungen Mutter, die die Ereignisse von damals 2010 detektivisch erforscht.
Ein Geschichtenreigen im Freundeskreis, der durch die gemeinsam gefeierten Feste strukturiert ist. Elegant verwebt David Dietl in seinem Remake eines dänischen Films sich verändernde Konstellationen und Werte, zerbrechende Hoffnungen und beflügelnde Neuanfänge.
Die Chronik einer Liebe, nicht in der natürlichen Reihenfolge erzählt, sondern in einem Geflecht aus Rückblenden, so wie Erinnerungen sich unsortiert ins Bewusstsein drängen. Wie schon in früheren Filmen beweist John Crowley, zusammen mit Florence Pugh und Andrew Garfield, auch hier wieder ein feines Gespür für fragile Gefühle.
Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte injizieren frisches Blut in das schon unzählige Male verfilmte Epos um Liebe, Missgunst, Eifersucht und Rache, und Pierre Niney bringt den Titelhelden zwischen jugendlichem Elan und verbittertem Rachedurst zum Schillern.
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Falsche Fährten: Der Thriller »Strange Darling« unterläuft die Erwartung der Zuschauer.
Meldung
David Lynch zog uns mit »Twin Peaks« in eine surreale Kleinstadtwelt, die Krimi, Mystery und Horror vereint. Der visionäre Regisseur prägte Film und Fernsehen mit düsteren, rätselhaften Werken wie »Blue Velvet«, »Mulholland Drive« und »Eraserhead«.
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Die Sportredaktion von ABC wird vom Anschlag überrascht. »September 5« mit John Magaro und Leonie Benesch gewann am 9. Mai den Deutschen Filmpreis. Der Regisseur im Interview.
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Jenseits der Gewalt: »The Convert« von Lee Tamahori erzählt, frei von Kolonialklischees, von einem desillusionierten Missionar bei den neuseeländischen Maori.
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Liebeserklärung: Das »Life«-Magazin in Hollywood: eine ganze eigene Filmgeschichte in Bildern und Anekdoten.
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Lange vor Lara Croft oder Wonder Woman hat der französische Regisseur Luc Besson eine Frau zur Actionheldin mit Sex-Appeal erhoben: »Nikita« von 1990 jetzt in 4K.
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Liebe in Zeiten von Corona: »Auf die Freude« und »Die Unfolgsamen« aus 2023.
Thema
Brauchen wir noch einen Dokumentarfilm über Leni Riefenstahl, die Propagandistin der Nazis? Andres Veiel kennt dafür gute Gründe. Da ist zum einen der entlarvende Nachlass der Regisseurin. Zum anderen ist ihre Geschichte wieder brandaktuell.
Tipp
». . . Psycho Killer, qu'est-ce que c'est«, sang David Byrne vor 40 Jahren im legendären Konzertfilm »Stop Making Sense«. Jetzt in 4K.