Anke Sterneborg

Filmkritiken von Anke Sterneborg

In einem Film, der den Anspruch hat, der Western aller Western zu sein, rollt Kevin Costner die Geschichte der Besiedelung des amerikanischen Westens neu auf, erzählt mit langem Atem, in vielen verschiedenen, angemessen multikulturellen Perspektiven. Costner selbst übernimmt die klassische Figur des Lone Rangers.
In seiner Neuauflage des Naturkatstrophen Sommer-Blockbusters Twister findet Lee Isaac Chung die perfekte Balance zwischen intimen Momenten und spektakulärer Naturgewalten-Action, zwischen Leichtigkeit und Tiefe, zwischen Komik und Ernst, in einem Film, der zugleich Hommage an die Filme seiner Jugend sind. Und mit Daisy Edgar Jones und Glen Powell ist das neue Traumpaar des Kinos geboren.
Michael Sarnoski übernimmt den Staffelstab von John Krasinski und blendet zurück zum Auftakt der Alien-Apokalypse in New York. Dabei setzt auch er eher auf leise zwischenmenschliche Momente als auf den genretypischen Mix aus Action und Gewalt, und die größten Spezialeffekte sind das Spiel von Lupito Nyong'o und eine kleine schwarzweiße Katze namens Frodo.
Zwischen realer Ernüchterung und wundersamer Aufbruchsstimmung spinnt Natja Brunckhorst in ihrem zweiten Spielfilm, zusammen mit einem grandiosen Ensemble eine sommerleichte und zugleich nachdenkliche Vision vom Aufbruch in die Nachwendezeit.
Zwischenbilanz, Neujustierung oder Ende einer bewegten Beziehung? Oszillierend zwischen verspielter Leichtigkeit und tiefgehender Zerrüttung, zwischen emotionaler Unsicherheit und psychischer Krankheit zettelt Michael Fetter Nathansky zusammen mit Aenne Schwarz und Carlo Ljubek ein aufregendes Spiel mit Wahrnehmung und Täuschung an.
Die Unsicherheiten der ersten Wochen des Mutterdaseins verbinden sich in Mahalia Belos Verfilmung des gleichnamigen Romans mit dem Überlebenskampf in einer dystopischen Welt. Aus weiblicher Perspektive (Buch, Regie, Kamera und Jodie Comer als Hauptdarstellerin) wird die Apokalypse eher kontemplativ als kämpferisch, eher nachdenklich als angriffslustig.
In seinem Debütfilm verarbeitet der »Saturday Night Live«-Komiker Julio Torres in leicht abgewandelter Form seine eigenen Erfahrungen als fantasiebegabter Einwanderer aus El Salvador. Mit meanderndem Erzählverlauf, versponnener Fantasie und schrägem Humor ist »Problemista« zugleich verspieltes Märchen und lakonische Satire, eine hochfliegende Fantasie, mit Erdung im Alltag.
30 Jahre nach seinem Überraschungshit-Debüt »Nightwatch« schaut Ole Bornedal nochmal bei den Überlebenden vorbei, und spinnt die Geschichte generationsübergreifend weiter. Angesichts der atmosphärischen Dichte im Spiel mit Licht, Schatten und Geräuschen ist die gelegentlich recht holprige Konstruktion verzeihlich.
»Challengers« ist kein Sportfilm, sondern ein Beziehungsthriller, der den Prinzipien des Tennis folgt und von »Call Me by Your Name«-Regisseur Luca Guadagnino als Feuerwerk visueller Ideen mit so viel Drive und Raffinesse, Sinnlichkeit und feinem Gespür für mitschwingenden Subtext inszeniert ist, dass man sich nur zu gerne verführen und mitreißen lässt.
Der Film verknüpft Satire mit Auftragskiller-Thriller, die Welten der Kunst und des organisierten Verbrechens. Leider fehlt es an Finesse und an Biss.

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