Anke Sterneborg
Filmkritiken von Anke Sterneborg
Seiten
Zwischen realer Ernüchterung und wundersamer Aufbruchsstimmung spinnt Natja Brunckhorst in ihrem zweiten Spielfilm, zusammen mit einem grandiosen Ensemble eine sommerleichte und zugleich nachdenkliche Vision vom Aufbruch in die Nachwendezeit.
Zwischenbilanz, Neujustierung oder Ende einer bewegten Beziehung? Oszillierend zwischen verspielter Leichtigkeit und tiefgehender Zerrüttung, zwischen emotionaler Unsicherheit und psychischer Krankheit zettelt Michael Fetter Nathansky zusammen mit Aenne Schwarz und Carlo Ljubek ein aufregendes Spiel mit Wahrnehmung und Täuschung an.
Die Unsicherheiten der ersten Wochen des Mutterdaseins verbinden sich in Mahalia Belos Verfilmung des gleichnamigen Romans mit dem Überlebenskampf in einer dystopischen Welt. Aus weiblicher Perspektive (Buch, Regie, Kamera und Jodie Comer als Hauptdarstellerin) wird die Apokalypse eher kontemplativ als kämpferisch, eher nachdenklich als angriffslustig.
In seinem Debütfilm verarbeitet der »Saturday Night Live«-Komiker Julio Torres in leicht abgewandelter Form seine eigenen Erfahrungen als fantasiebegabter Einwanderer aus El Salvador. Mit meanderndem Erzählverlauf, versponnener Fantasie und schrägem Humor ist »Problemista« zugleich verspieltes Märchen und lakonische Satire, eine hochfliegende Fantasie, mit Erdung im Alltag.
30 Jahre nach seinem Überraschungshit-Debüt »Nightwatch« schaut Ole Bornedal nochmal bei den Überlebenden vorbei, und spinnt die Geschichte generationsübergreifend weiter. Angesichts der atmosphärischen Dichte im Spiel mit Licht, Schatten und Geräuschen ist die gelegentlich recht holprige Konstruktion verzeihlich.
»Challengers« ist kein Sportfilm, sondern ein Beziehungsthriller, der den Prinzipien des Tennis folgt und von »Call Me by Your Name«-Regisseur Luca Guadagnino als Feuerwerk visueller Ideen mit so viel Drive und Raffinesse, Sinnlichkeit und feinem Gespür für mitschwingenden Subtext inszeniert ist, dass man sich nur zu gerne verführen und mitreißen lässt.
Der Film verknüpft Satire mit Auftragskiller-Thriller, die Welten der Kunst und des organisierten Verbrechens. Leider fehlt es an Finesse und an Biss.
In ihrer Langzeitbeobachtung begleitet Judith Beuth zwei Frauen zehn Jahre lang beim Versuch, ein eigenes Kind zu bekommen. Statt fordernd zu fragen, eröffnet sie den Protagonistinnen einen Raum mit viel Luft zum Atmen und Nachdenken.
Die Großmutter im Iran der Sechziger, die Mutter im New York der Achtziger und die Tochter und Enkelin im New Jersey der Gegenwart: Die auf Maryam Keshavarz eigenen Erfahrungen basierende Culture-Clash-Komödie ist ein wilder Ritt durch Zeiten und Themen, so mitreißend rasant wie enervierend überladen.
In seinem Regiedebüt führt Christopher Doll weiter, was er zuvor schon als Produzent der Filme von Karoline Herfurth vertreten hat: Seine Verfilmung der realen Aussteigergeschichte, die Wolf Küper im gleichnamigen Buch reflektiert hat, ist ein emotionales, magisches und komisches Kinoabenteuer mit gesellschaftlicher Sprengkraft.
Seiten
Weitere Inhalte zu Anke Sterneborg
Seiten
Meldung
Zum 36. Mal wurden die European Filmawards am 9.12. vergeben, wie jedes zweite Jahr in Berlin, der Gründungsstadt der Akademie.
Tipp
Alle nichts gewusst? »Deutsches Haus« erzählt von den ersten Prozessen gegen SS-Offiziere in Frankfurt.
Tipp
Gut getarnt: Über Masken, Puppen und Monster.
Tipp
Imagepflege: Eine muntere Revision weiblicher Promi-Biografien.
Tipp
Gute gibt es keine: »1923« – das zweite Prequel zur »Yellowstone«-Saga als Miniserie.
Tipp
»Mein Name ist Lohse …«: »Ödipussi« und »Pappa ante Portas« in einer DVD-Box.
Tipp
Im dritten Teil seiner losen Trilogie erzählt Paul Schrader in »Master Gardener« erneut von einem Mann auf der Suche nach Erlösung von seiner gewalttätigen Vergangenheit.
Tipp
Zwischen Größenwahn und Feinsinn: Das Dokuporträt »Lars Eidinger – Sein oder nicht sein«.
Tipp
Suffkopf, Schläger, Detektiv: Ein Genremix über den Kosakenkrieger »Maksym Osa«.
Tipp
Die Vorgeschichte zu »Yellowstone«: Die Wild-West-Serie »1883« (2021).