Goodbye Julia

Mona nimmt die aus dem Süden des Sudans stammende Julia als Dienstmädchen bei sich auf, weil sie für den Tod ihres Mannes mitverantwortlich ist. Mohamed Kordofani erzählt eine sozialrealistische Parabel, in der sich das Politische des kulturell und religiös gespaltenen nordostafkrikanischen Landes im Privaten spiegelt.

Dìdi

Inspiriert von seiner eigenen Jugend erzählt der taiwanesisch-stämmige Amerikaner Sean Wang mit »Dìdi« aus dem Leben eines 13-jährigen, das gleichzeitig ziemlich gewöhnlich und dann doch wieder sehr besonders ist. Unaufgeregt, wahrhaftig und gefühlvoll lässt der Regisseur und Drehbuchautor nicht nur die Nullerjahre wieder auferstehen, sondern inszeniert auch ein sehenswertes Ensemble rund um den jungen Izaac Wang (»Good Boys«) und »Twin Peaks«-Ikone Joan Chen. In Sundance gab es dafür gleich mehrere Preise, und dass Wang in Hollywood eine große Zukunft hat, scheint ausgemachte Sache.

Longlegs

Nicolas Cage als wahnsinniger Okkultmörder, der im Kanada der 90er Jahre von FBI-Agentin Maika Monroe verfolgt wird. Stilsicherer und verstörender Horrorthriller von Oz Perkins, der seiner Prämisse sehr gerecht wird.

Paris Paradies

Lose ineinander geflochtene Episoden, in denen die Abenteuer von Menschen erzählt werden, die sich auf die ein oder andere Weise mit dem Tod konfrontiert sehen. Und das ausgerechnet mitten in einer Stadt, die die Lebensfreude feiert. Aus dem mitunter grotesk ausfallenden Kontrast erwächst, nicht zuletzt dank feinsinniger Schauspielerei, Weisheit.

Tatami

Der erste Spielfilm, bei dem ein Israeli und eine Iranerin gemeinsam Regie führen, ist zugleich ein packendes Sportdrama mit rasant inszenierten Judokämpfen und ein politischer Thriller um strukturelle Unterdrückung, individuelle Freiheit und persönliche Verantwortung.

Was will der Lama mit dem Gewehr?

Und wieder erreicht uns eine Wahrheit aus dem fernen Himalaya-Staat Bhutan, die besagt, dass Weisheit und Mitgefühl nur gedeihen, wenn Gewalt und Leid begraben werden. Dargebracht ohne esoterischen Firlefanz in Form der Geschichte einer Dorfgemeinschaft, die vom politischen Umbruch der Nuller-Jahre staunend erschüttert wird.

Shahid

Die Iranerin Narges versucht in Deutschland ihren zweiten Nachnamen »Shahid« loszuwerden, der übersetzt Märtyrer bedeutet. Narges Kalhors Mashup aus Dokumentar- und Spielfilm, Musical und Theater verhandelt tragikomisch Themen wie Zugehörigkeit, Identität und Integration und reflektiert das Filmemachen selbst. Ein experimentell in alle Richtungen flirrender, wagemutiger Film.

Liebesbriefe aus Nizza

Als ein sittenstrenger Ex-General ein Bündel Liebesbriefe entdeckt, die vor Jahrzehnten ein Anderer an seine Frau schrieb, gerät die Welt der gesamten Familie aus den Fugen. Die wahre Geschichte, die Ivan Calbérac inspirierte, war gewiss interessanter. Darin reichte ein Sizilianer im rekordverdächtigen Alter von 92 Jahren die Scheidung ein.

Berlin Nobody

Wenig überraschender und zugleich völlig konstruierter Mystery-Thriller über eine Selbstmordsekte und eine komplizierte Vater-Tochter-Geschichte – mit Eric Bana und Sadie Sink.

Apple TV+: »Lady in the Lake«

»Lady in the Lake« verbindet Film noir, Emanzipationserzählung und Zeitgeschichte mit viel atmosphärischem Flair. Es geht um zwei unterschiedliche Frauenschicksale im Baltimore der 1960er.

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