Kritik zu Top Gun: Maverick

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Nicht auf das Flugzeug, auf den Piloten kommt es an: Tom Cruise steuert das späte Sequel zum Kassenschlager von 1986 in sichere Erfolgsgefilde

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4.3 (Stimmen: 3)

»Er ist alt. Er ist problematisch. Aber er ist der Einzige, der den Job erledigen kann.« So fasste jemand kürzlich auf Twitter »Top Gun: Maverick« zusammen – und traf damit den Nagel bei diesem sehr späten Sequel in mehrfacher Hinsicht auf den Kopf.

Pete »Maverick« Mitchell (Tom Cruise), der vor über 35 Jahren als Kampfpilot in der als Top Gun bekannten Elite-Jagdflugschule der US-Navy seine Spezialausbildung erhielt, ist jedenfalls tatsächlich nicht mehr der Jüngste, auch wenn er in Lederjacke, weißem T-Shirt und Sonnenbrille auf dem Motorrad durch die Mojave-Wüste brausend noch immer jugendliche Lässigkeit verströmt. Bei der Navy fliegt er auch immer noch, wobei er es über den Rang des Captains nicht hinausgebracht hat. Das hat natürlich mit dem Problematisch-Sein zu tun: An Regeln hält sich Maverick gemäß seinem Spitznamen noch immer nicht gern; Autoritäten beugt er sich äußerst unwillig.

Auf den letzten Karrieremetern noch einmal zurück zu Top Gun nach San Diego beordert wird er also nicht weil, sondern obwohl sein Ruf ihm vorauseilt. Doch für eine kurzfristige Mission, bei der im Feindesland eine illegale Plutonium-Anlage ausgeschaltet werden soll, gilt es, in kürzester Zeit die besten Kampfjet-Pilot*innen auszubilden. Und dass zu der jungen Truppe auch Bradley »Rooster« Bradshaw (Miles Teller), der Sohn seines im Einsatz gestorbenen besten Freundes Goose, gehört, macht diesen mutmaßlich letzten Job für Maverick zu einem sehr persönlichen.

Dass diese Fortsetzung existiert, auf die eigentlich niemand gewartet hat, verdankt sich der popkulturellen Nostalgie genauso wie der Hartnäckigkeit von Tom Cruise. Er hat sich mit dem ihm vertrauten Regisseur Joseph Kosinski (»Oblivion«) sowie »Mission: Impossible«-Mastermind Christopher McQuarrie zusammengetan und setzt – neben jeder Menge »Altes Eisen«-Anspielungen – auf Blockbuster-Kino der alten Schule. Die Action-Flugszenen sind spektakulär und hochmodern, doch was Dramaturgie und Erzählung angeht, ist »Top Gun: Maverick« vom Original nie weit entfernt, weder in den musikalisch unterlegten Zeitlupen und Montagen noch in Themenfeldern wie Tapferkeit oder Rivalität. Fans von früher kommen ohnehin auf ihre Kosten, nicht zuletzt dank des bewegenden Auftritts von Val Kilmer als Iceman oder eines leichtbekleidet-schwitzigen Matches am Strand, wo dieses Mal Foot- statt Volleyball gespielt wird.

Nicht, dass hier alles perfekt wäre. Die Frauenfiguren lassen nach wie vor zu wünschen übrig: Für Kelly McGillis' Charlie war kein Platz, und auch die neuen – Monica Barbaro als Pilotin und Jennifer Connelly als Admiralstochter und Barbesitzerin – bekommen weder viel Raum noch Persönlichkeit. Und bei Licht betrachtet ist »Top Gun: Maverick« vor allem eine große Portion verklärter Machismo-Americana-Militärkitsch. Doch wie heißt es so schön? »It's not the ­plane, it's the pilot.« Und wie es Cruise und seinen Mitstreitern gelingt, all das in perfekt aussehende, enorm kurzweilige, altmodisch-emotionale Unterhaltung zu verwandeln, ist schon eindrucksvoll.

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