Kritik zu Suzume

OmU © Crunchyroll Deutschland

2022
Original-Titel: 
Suzume no tojimari
Filmstart in Deutschland: 
13.04.2023
L: 
122 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Es könnte der Abschluss einer Katastrophen-Trilogie sein. In seinem neuen Anime-Blockbuster um einen Wurm, der Erdbeben auslöst, knüpft Makoto Shinkai an seine vorangegangenen Hits an

Bewertung: 3
Leserbewertung
5
5 (Stimmen: 1)

Es war ein Augenöffner, als Hayao Miyazaki 2002 mit »Chihiros Reise ins Zauberland« einen Goldenen Bären gewann – Anime war offiziell bei uns angekommen. Die rasante Entwicklung, die folgte, hat sich im Berlinale-Wettbewerb nicht mehr niedergeschlagen. Zwanzig Jahre hat es gedauert, bis mit Suzume dort wieder ein japanischer Animefilm lief. Und leider wirkt der nun ausgerechnet ein wenig formelhaft, auch vor dem Hintergrund von Shinkais vorangegangenen Hits. 

Wie in »Your Name« und »Weathering with you« verbindet sich eine übersinnlich gefärbte Romanze mit einem katastrophischen Geschehen: Das geht vom Asteroideneinschlag, der in »Your Name« eine Nuklearexplosion evoziert, über die Klimakrise nun zum Erdbeben. Nebenbei recycelt Shinkai Elemente aus seinem epischen Fantasyfilm »Die Reise nach Agartha« (Children Who Chase Lost Voices) von 2011: Türen, Schlösser, Ruinen, magische Items, eine umtriebige Katze. 

Die 17-jährige Schülerin Suzume, die allein mit ihrer Tante lebt, ist des Morgens kaum aus dem Haus, da kommt sie schon mit einer Parallelwelt in Kontakt – einem attraktiven jungen Mann, Sota, der in mysteriöser Mission unterwegs ist, und einem Portal, durch das eine tödliche Energie ins Diesseits dringt. Fortan stürmt Suzume quer durch Japan, begleitet von Sota, dessen Seele dummerweise in einen Kinderstuhl gefahren ist, was ihn als love interest bedingt zugänglich macht, und gelockt von einem knuffigen Katzendämon, der offenbar über die Lösung des Problems verfügt. Suzume und Sota müssen weitere Portale schließen, die sich im ganzen Land an verlassenen, zerfallenden Orten öffnen, und das ist nicht nur eine hektische, sondern sehr serielle Angelegenheit; an den Plotwendungen, die »Your Name« so erfrischend machten, fehlt es hier.  

Die fantastische Geschichte bezieht sich auf ein sehr reales Trauma: Die japanischen Inseln befinden sich in einer der tektonisch aktivsten Regionen des Globus – es ist das Beben von 2011 mit 20 000 Toten, in dem Suzume ihre Mutter verloren hat. Dass die zerstörerische Naturgewalt in Suzume die Form eines leinwandfüllenden rotbraunen Wurms annimmt, könnte man als Versuch betrachten, die Story an das Anime-Motiv der teenage angst zu koppeln: Die Assoziation »Penis« liegt nahe. Es zeigt sich daran aber vor allem eine kreative Erschöpfung, die mit dem Erfolg des Modells Anime-Blockbuster und dem Trend zur 3D-Computeranimation einhergeht. Zwar sehen die filigranen Stadt- und Landschaftskulissen mit ihren malerischen Lichtsetzungen  prachtvoll aus, aber Shinkai hat einen Hang zum Überdekorierten. Und immer wieder drängen sich 3D-Elemente in den Vordergrund, erdrückt krachender Budenzauber nach der Maßgabe »Less is a bore« die Figuren – voice acting und Charakteranimation hätten mehr Aufmerksamkeit verdient. So seltsam sich das anhören mag: Die visuell interessantere Entwicklung, auch im Umgang mit 3D-Animation, spielt sich zurzeit in den Animeserien ab, etwa in der letzten Staffel von »Attack on Titan« oder in »Demon ­Slayer«. Auf A-Festivals landen die nicht. 

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