Kritik zu Planet der Affen: New Kingdom

© 20th Century Studios

»Maze Runner«-Regisseur Wes Ball hat die undankbare Aufgabe, das Franchise gleichzeitig in zwei verschiedene Richtungen zu bewegen: vorwärts zu einer neuen Erzählung mit eigener Perspektive und zurück zum großen Vorbild von 1968

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Dass die Parabel über Menschen und Affen, die ihre Stellung in der Evolution vertauschen, noch sechzig Jahre später die Fantasien anregt, hat sich der französische Autor Pierre Boulle bei der Publikation seines dystopischen Romans 1963 sicher nicht träumen lassen. Wahrscheinlich hat die Attraktion des Stoffs sogar weniger mit der Prämisse zu tun als mit der durchschlagenden Wirkung der Erstverfilmung von 1968. Deren Schlussbild ist eines der berühmtesten »Überraschungsenden« der Kinogeschichte, vielzitiert selbst von denen, die das Original nie gesehen haben. Und dass nun »Planet der Affen: New Kingdom«, nach neun Kinofilmen und einer TV-Serie, im Grunde nur wieder da ankommen will, wo die 68er-Adaption ansetzte, belegt unfreiwillig, wie unerreicht sie immer geblieben ist.

Das eigentlich Interessante des Franchise liegt denn auch weniger in der Neuformulierung der Zivilisationskritik, sondern in der Beobachtung des filmischen Technikfortschritts. Dass mittels Motion-Capture-Verfahren nicht nur reitende Affen überzeugend »echt« dargestellt werden konnten, sondern auch noch in Mimik und Gestik psychologische Nuancen auszudrücken vermochten, löste beim Reboot von 2011, »Rise of the Planet of the Apes« (Prevolution), Begeisterung aus. Doch obwohl das Publikum so immer besser mitfühlen konnte mit den Affen-Charakteren, erzählten die Filme selbst, »Revolution« (2014) und »Survival« (2017), wenig Neues über das Verhältnis von Mensch und Natur. Weshalb es nur folgerichtig erscheint, dass in »New Kingdom« Menschen zunächst nur noch als »Echos«, als rarer, ferner Widerhall auftauchen.

Seit den Ereignissen von »Survival« sind an die 300 Jahre vergangen; die Erinnerung an den einstigen Anführer Ceasar ist jedoch noch allgegenwärtig. Sowohl im Stamm des Schimpansen Noa, der sich in alten Funkmästen friedlich eingerichtet hat, als auch in dem des machthungrigen Bonobos Proximus Caesar, der um ein verlassenes Eisentor an der Küste – Kenner des ersten Films wird es bekannt vorkommen – eine Autokratie errichtet hat.

Die längste Zeit funktioniert »New Kingdom« als Abenteuerfilm irgendwo zwischen den Realfilmversionen von »Dschungelbuch« und »König der Löwen«, in dem die Affen die Protagonisten sind, sei es als jugendliche Helden wie Noa und seine zwei Freunde, sei es als Bösewichte wie Proximus Caesar oder als unterhaltsame Sidekicks wie Orang-Utan Raka, dem Noa auf seiner Heldenreise begegnet. Im Ton erheblich düsterer als die genannten Disney-Produktionen, besticht »New Kingdom« besonders dann, wenn die Actionszenen übersichtlich und nachvollziehbar bleiben. Dem Film gelingt dabei leider nicht, die menschlichen Figuren, die schließlich doch noch auftauchen und Schlüsselfunktionen übernehmen, auf interessante Weise einzubinden und emotional bedeutsam mit den Affen interagieren zu lassen. Das Mädchen Mae, das sich Noa und Raka irgendwann anschließt, bleibt bloße Chiffre mit allzu offensichtlicher Mission: das nächste Sequel im Franchise vorzubereiten.

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