Kritik zu Jerry Cotton

© Constantin Film

850 Millionen Mal sind die Romane um Jerry Cotton verkauft worden. Nach einer Serie in den sechziger Jahren nun eine neue Actionkomödie mit dem »G-Man«

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In den sechziger Jahren zog es die Deutschen in die Ferne, raus aus dem heimischen Mief. Was gesellschaftlich die Reisewelle mit ihrer Suche nach dem Dolce Vita war, boten im Film drei große Serien: die Karl-May-Verfilmungen, die Edgar-Wallace-Serials und acht Filme nach einer damals wie heute populären Trivialromanfigur – Jerry Cotton. Die Weite der Westernlandschaft, die Untiefen britischer Hochmoore und der Dschungel New York mit seinen Abgründen aus Stripclubs und organisiertem Verbrechen – mach dir ein paar schöne Stunden, geh ins Kino, hieß ein Werbeslogan damals. Waren die »Winnetou«-Filme noch einigermaßen big budget, so zeigten die Wallace-Filme schon Anzeichen einer, nun, Konzentration, und die »Jerry Cotton«-Filme waren erkennbar Trash, mit einem Hauptdarsteller, George Nader, der aus den USA eingeflogen wurde, und tollpatschigen Rückprojektionen, bei denen es selbst den Zeitgenossen kalt den Rücken runtergelaufen sein muss.

Die Winnetou-Epen und die Edgar-Wallace-Filme waren schon dran, auseinandergenommen in »Der Schuh des Manitu« und den beiden »Wixxer«-Filmen. Aber das Team um den Produzenten Christian Becker, das auch für »Neues vom Wixxer« verantwortlich war, hat keine weitere Sketchparade abgeliefert, sondern eher versucht, den Charme des Hausgemachten in die Jetztzeit zu retten. Cotton war ja auch so etwas wie die deutsche Antwort auf James Bond: Der Jaguar Typ E war schon das verwegenste an ihm, ansonsten war er eher bieder – und die libidinösen Anstrengungen des Mannes mit der Lizenz zum Töten waren ihm auch fremd. Und so interpretieren auch die beiden Regisseure Cyril Boss und Philipp Stennert ihren Jerry Cotton: als einen Schaffer, ein Stehaufmännchen, immer bei der Arbeit, immer im Dienst mit seinen beiden Freunden Smith & Wesson. Und Jerry Cotton ist im Vergleich mit den voraufgegangenen Persiflagen geradliniger angelegt: eher als Actionkomödie. Es gibt auch eine richtige Handlung: Zwar ist Jerry Cotton der beste Mann des FBI, doch als ein Gangsterpate, der Puppenspieler, ermordet wird, gerät er selbst in Mordverdacht und muss abtauchen, verfolgt von der Leiterin der Dienstaufsicht, Daryl Zanuck (!!). Mit seinem neuen, unerfahrenen Partner Phil Decker kommt er einer Truppe von Gangstern auf die Schliche, die es auf die Beute des Puppenspielers abgesehen haben.

Für Christian Tramitz in der Titelrolle hat das Drehbuch kaum Lacher vorgesehen, er ist ein Mann, der immer in der Pose verharrt. Der Klamauk gehört Christian Ulmen als Decker, dem Buddy, der auf Verkleidungskünstler macht und nicht so recht weiß, zu wem er gehört. Und Heino Ferch als Chef der Gangstertruppe, mit schwäbischem Akzent und einer Gehhilfe à la »Crash«. Wahrscheinlich wird »Jerry Cotton« die Filmkunst kein Stück weiterbringen. Aber dafür tut er auch niemand weh.

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