Kritik zu Drive-Away Dolls

© Universal Pictures

Zwei nette Mädchen und ein Koffer voller heißer Ware: Ethan Coen wärmt in seinem Solo-Regie-Debüt ein altes Rezept auf

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Die Prämisse ist schon oft verfilmt worden: Unbedarfte Gestalten kommen ohne ihr Wissen in den Besitz eines Koffers mit Ware, die eigentlich einer kriminellen Vereinigung gehört. Die Konstellation lädt dazu ein, die Erwartungen zu unterlaufen: Filme mit dieser Prämisse erzählen meist mehr oder weniger genüsslich, wie Verbrecherwelt und Normalität sich aneinander reiben und, große Überraschung, die Normies sich auf irgendeine Weise als klüger, geschickter oder auch nur glücklicher erweisen als die hartgesottenen Ganoven. 

Ethan Coen inszeniert mit »Drive-Away Dolls« erstmals ohne Bruder Joel, der seinerseits mit »The Tragedy of Macbeth« 2021 mit einem Solodebüt an den Start ging. Fast scheint es so, als wolle sich Ethan hier vom Hochkultur-Ehrgeiz der Shakespeare-Adaption Joels deutlich absetzen. »Drive-Away Dolls« schlägt gleich den hämisch-albernen Ton des Tarantino-Rodriguez-Nachahmertums an. Man bekommt aufdringlich signalisiert, dass nichts hier wirklich ernst gemeint ist, am wenigsten die willkürlichen, dafür immer recht drastischen Akte von Gewalt.

Der eigentliche Plot ist mager: Jamie (Margaret Qualley) ist durch Party-Girl-Verhalten bei Sukie (Beanie Feld­stein) in Ungnade gefallen. Ihr bester Kumpel, die an der eigenen Ernsthaftigkeit leidende Marian (Geraldine Viswanathan), müsste mal ausspannen. Sie verabreden einen Roadtrip, für den Jamie bei einer Mitfahragentur ein Auto anfragt. Siehe da, ein Wagen steht auch schon bereit. Nur dass der natürlich für jemand anderen bestimmt war ... Weder die Gastauftritte von Pedro Pascal, Matt Damon, Colman Domingo u. a. können diesen Film retten, noch die Tatsache, dass die jungen Frauen mit betonter Selbstverständlichkeit ihre Queerness ausleben. Im Gegenteil bekommt Letzteres durch den alles durchziehenden Macho-Humor etwas Voyeuristisches. Margaret Qualley, besonders aber Geraldine Viswanathan, die mit staubtrockenem Humor für die einzigen echten Lacher sorgt, hätten einen besseren Film verdient.

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