Kritik zu Die Küchenbrigade

OmeU © Madman Films

Nach der Obdachlosen-Sozialkomödie »Der Glanz der Unsichtbaren« spielt Audrey Lamy auch im zweiten Film von Louis-Julien Petit die kratzbürstige gute Fee in einem Heim: diesmal als Kantinenköchin für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge

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Wutentbrannt schmeißt Cathy ihre Stelle als Sous-Chef einer publicitysüchtigen Starköchin hin. Anschließend findet die Gourmetköchin keinen anderen Job als den einer Kantinenköchin in einem Heim für minderjährige Flüchtlinge. So trostlos das Heim, in das sie selbst einzieht, auch ist, so wecken doch die gigantischen Raviolidosen in der Küche ihren Kampfgeist. Fraß duldet sie nicht – und dieser Imperativ wirkt so ansteckend, dass sie ruckzuck die Jungs in ihren Bann und ihre Küche zieht. Nach dem Vorbild einer Fußballmannschaft formt sie die Jungs zu ihrer Küchenbrigade. Doch Cathy ist ein harter Hund. Das größte Lob, das ihr über die Lippen kommt, ist: »Das war nicht schlecht!« Und ihre Truppe jubelt.

Dieses Porträt einer Frau, die in ihrer Profession aufgeht und kein Gelaber duldet, erinnert an andere weibliche Profis in französischen Filmen, etwa »Haute Couture« über eine barsche Näherin. Nun ist es großartig, dass Frauen in Filmen als durchsetzungs­fähig gezeigt werden. Es ist dennoch wenig glaubwürdig, dass Cathy es fast ohne Konflikte schafft, circa ein Dutzend migrantischer Jungs nicht nur in ihrer Küche herumzuscheuchen, sondern sie auch dazu bringt, im Gleichschritt das Menü zu servieren. Dabei ist der Film von der wahren Geschichte einer Restaurantchefin inspiriert, die seit Jahren mit Kochkursen jungen Migranten die Integration ins Berufsleben ermöglicht.

Sozialkomödien, in denen in aufklärerischer Absicht Aspekte eines Frankreichs »von unten« beleuchtet werden, sind seit »Ziemlich beste Freunde« (2011) beliebt, einer der damaligen Darsteller, François Cluzet, ist hier als Heimleiter dabei. Sie verlaufen, wie vor kurzem das Putzfrauendrama »Wie im echten Leben«, meist nach gleichem Muster, schöpfen aus authentischen Erfahrungen und setzen, neben bekannten Schauspielern als Zugpferde, auf Laiendarsteller. Audrey Lamy war bereits in Regisseur Louis-Julien Petits Vorgängerfilm »Der Glanz der Unsichtbaren« als Chefin eines Heims für obdachlose Frauen zu sehen, ihre Schützlinge spielten sich selbst. So auch hier, wo 50 migrantische Jugendliche auftreten und von sich selbst erzählen – aber leider nicht viel.

Die Mission des Films besteht darin, auf die Situation der von Abschiebung bedrohten Teenager und auf ihr Potenzial aufmerksam zu machen, er ist ein Plädoyer für bessere Ausbildung. Doch die Botschaft ist diesmal recht ungelenk in Szene gesetzt. Der Fokus liegt zu sehr auf Cathy, die persönliche Gründe für ihr Engagement hat und in ihrer kratzbürstigen Art die Dreieinigkeit von Mutter, Heimat und Essen verkörpert. Ihr Trick, mittels einer TV-Show Aufmerksamkeit für die Jugendlichen zu wecken, ist wie aus einer amerikanischen Feelgood­­komödie kopiert. Dies ist durchaus ein Film, der, wie man so schön sagt, »das Herz am rechten Fleck« hat, der Empathie für die jungen Leute und ihre oft enttäuschten Hoffnungen weckt. Doch man fragt sich zugleich, was wohl ein Ken Loach mit seinem Sinn für psychologischen Realismus aus diesem Stoff gemacht hätte.

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