Kritik zu Beule – Zerlegt die Welt
Janek Rieke präsentiert als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Hauptdarsteller einen völlig überdrehten, oft makabren Klamauk
Es gibt Filme, die sind so voller Tempo, Absurditäten, skurriler Volten, makabrer Witze, dass sie einen völlig erschöpft, wie erschlagen und irgendwie ratlos zurücklassen. Jeglicher Logik verschließen sie sich und entwickeln damit einen ganz eigenen Sog, eine Spannung, die auch aus dem Unglauben erwächst, dass das alles einfach nicht zusammenpasst – in der Überhöhung auch gar nicht zusammenpassen will. »Beule – Zerlegt die Welt« ist genau so ein Film, wobei der Titel durchaus wörtlich zu verstehen ist. Denn Beule kämpft nicht mit dem Florett, sondern läuft schon mal mit einer riesigen Axt durch die norddeutsche Provinz, wobei er nicht nur Mülleimer und Zigarettenautomaten kurz und klein schlägt. Ebenso wenig zimperlich und ohne künstlerische Feinsinnigkeit geht es in dem kompletten Film zu.
Olli (Janek Rieke), eben jener »Beule«, betreibt eine Schiffswerkstatt, seine Freundin Anja (Julia Hartmann) hat er vor fünf Jahren kennengelernt. Etwas chaotisch und immer in Geldsorgen leben sie glücklich neben der Werkstatt im Hafen. Und weil das Geld eben oft nicht reicht, fährt Olli mit seinen Kumpels immer mal wieder für einige Monate zur See und lässt Anja einsam zurück. Alles wie immer – bis Anja ein Kind will. Bis dahin war sie der ausgleichende Charakter, der Ollis mangelnde Impulskontrolle zumindest in Maßen zu beherrschen wusste. Nun folgt bei ihr ein hysterischer Anfall dem nächsten, der allzu oft in einer nächtlichen Fahrt Ollis zur Tankstelle mündet, um Erdbeereis für sie zu kaufen. Dort lässt er sich von der hübschen Mia (Nilam Farooq) bezirzen, die angeblich gut teilen kann – auch Olli –, bis sie doch ihre Besitzansprüche sehr deutlich anmeldet und zwar ausgerechnet, als sich Olli und Anja auf den Weg zur Entbindung machen wollen. Außerdem taucht noch Anjas schmieriger Ex (Hans Löw) im fetten Porsche auf, die Paarberaterin Frau Milewski (Freya Tampert) spielt eine entscheidende Rolle ebenso wie Ollis Bruder Rüdiger (Max Giermann in einer Doppelrolle). Es kommt zu einem wilden und sehr blutigen Ritt, der den Tag zu einem kompletten Desaster werden zu lassen droht.
Janek Rieke legt mit »Beule – Zerlegt die Welt« mehr als 25 Jahre nach seinem Debüt als Regisseur und Drehbuchautor (»Härtetest«, 1998) seinen zweiten Spielfilm vor, in dem er zugleich als Hauptdarsteller und Produzent agiert. In den vergangenen Jahren wurde sein Gesicht vor allem aus zahlreichen TV-Produktionen bekannt – etwa in »Die Pfefferkörner« und »Der Kriminalist«. Ebenso wie Julia Hartmann und Max Giermann beherrscht er das ganze Repertoire der Mimik und Gestik. Über seine Komödie sagt er: »Ich wollte einen Film übers Verzeihen drehen, darüber, wie wichtig es ist, gnädig zu bleiben, und wie schwer das ist, wenn man verletzt wurde.« Das geht bei all dem groben Klamauk, mit dem er sein Publikum erschlägt, allerdings etwas unter; wenngleich er durchaus Gespür für komödiantisches Timing beweist. Für schwache Nerven und feinsinnige Cineasten ist seine Farce nichts.
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