Filmkritiken
Woche vom 10.08.2022
Peele hat es wieder getan; nach »Get Out« und »Wir« legt er mit dem als Science-Fiction-Horror-Satire im Western-Setting nur unzureichend beschriebenen »Nope« – den er wie die Vorgänger nach eigenem Drehbuch inszenierte – ein wunderbares Beispiel für das vor, was sich gewinnen lässt, wenn einer etwas wagt; nicht zuletzt faszinierende Erkenntnisse über das Wesen des Spektakels.
Carla Simón liefert mit ihrem zweiten Spielfilm ein exakt beobachtetes Familienporträt aus dem Herzen des ruralen Kataloniens, das mit einem fabelhaften Laienensemble und subtiler Gesellschaftskritik glänzt.
Nach dem Tod seiner Frau macht sich ein Mann auf die 1 300-Kilometer-Reise vom äußersten Norden Großbritanniens nach Land's End an der Südwestspitze, ausschließlich mit Regionalbussen, die er als Rentner kostenlos benutzen kann. Trotz komischer Momente weniger ein Feelgoodmovie als eine dank Timothy Spall in der Hauptrolle berührende Geschichte.
Was wie ein »Ich-bin-dann-mal-weg-Roadmovie« beginnt, endet bei einem sinnlichen Film über Liebe, Lebenssinn und Menschlichkeit in Zeiten von Corona.
Der exilierten syrischen Filmemacherin Diana El Jeiroudi ist ein in vieler Hinsicht gewichtiger Essayfilm gelungen, der deutsche Befindlichkeiten, die Anstrengungen von Flucht und Exil und jüngste syrische Geschichte zu einem in sich stimmigen, höchst persönlichen Mosaik zusammenbringt.
Das autobiografisch gefärbte Drama einer verlassenen Schwangeren in Berlin verwandelt Laura Lehmus mit einer Fülle bunter Ideen und origineller Einfälle in eine märchenhaft bunte Feelgoodkomödie. Das hat viel Charme, neigt aber auch zu einer gewissen Oberflächigkeit.
Eine ehemalige Balletttänzerin lässt sich auf eine Affäre mit dem eigenen Sohn ein. Isabelle Stevers auch formal überaus radikales Porträt einer Beziehung jenseits aller gesellschaftlichen Konventionen stellt Gewissheiten in Frage und ermöglicht ein anderes Denken über Körper und Gefühle.