Felix van Groeningen verfügt über eine Gabe, die eigentlich jeder Filmemacher besitzen sollte. Aber nur wenige besitzen sie im gleichen Maße wie er. Er hat ein besonderes Talent, Stoffe zu finden, die perfekt zu ihm passen. Er scheint das Finden so gut zu beherrschen, dass er manchmal gar nicht suchen muss. Dann kommt der Stoff zu ihm, wie er in dem aufschlussreichen Interview berichtet, das Thomas Abeltshauser für das aktuelle Heft mit ihm geführt hat.
Treffsicher schnippt der Söldner seine Zigarettenkippen in den vollen Aschenbecher. Keine einzige verfehlt ihr Ziel. Man ahnt, wie viele Stunden dieser Mann allein zugebracht und sich in Geduld und Konzentration geübt hat. Mit wenigen, knappen Gesten skizziert José Giovanni den virilen Stolz des Profis Lino Ventura in »Im Dreck verreckt« (1967): Er verstand sich meisterhaft auf die Kurzschrift des Genrekinos.
Wenn ich ein Jahr wäre, würde ich nur ungern 2023 sein. In der Haut des neuen Jahres möchte ich nicht stecken: Ich hielte den Erwartungsdruck nicht aus. Nun soll sich, man liest es vielerorten, die Zukunft entscheiden. Kehrt das Publikum endlich so vollzählig in die Kinos zurück wie vor der Pandemie?
Die Dame am Schalter der Herforder Postfiliale traute ihren Ohren nicht, als ich ihr erklärte, ich wolle ein Telegramm aufgeben. "Meinen Sie das wirklich ernst?" fragte sie mit einem ratlosen, halben Lächeln. Seit sieben Jahren sei sie nun bei der Post - und noch nie habe jemand diesen Wunsch geäußert.
Es verblüfft mich immer noch, wie wenig Misstöne ich in »Ennio Morricone – Der Maestro«, der heute anläuft, ausmachen kann. Einer von ihnen ist die Geringschätzung, mit der der Komponist über das Titelstück von »Metti una sera a cena« spricht. Glauben Sie mir: Er meint es nicht so. Ich kann es beweisen.
Es wurde viel geraucht in den 1980ern; erst recht in Theaterkreisen und im Schauspielatelier von Les Amandiers offenbar ganz besonders. Die Schauspielschüler qualmten bei den Proben, im Zuschauersaal, in allen Lebenslagen. Valeria Bruni-Tedeschi musste etlichen ihrer jungen Darsteller erst einmal beibringen, wie man das überhaupt macht. Louis Garrel, der in ihrem Film Patrice Chéreau verkörpert, weigerte sich anfangs, dessen unverzichtbare Zigarillos in den Mund zu nehmen, aber seine Regisseurin war da unerbittlich.
Die Regisseurin kann nicht an sich halten. Hinter der Kamera spielt sie unaufhörlich mit. Sie ist hingerissen von dem, was passiert. Aber an wen richtet sich ihre Inbrunst? In der Sichtachse ihrer Darsteller befindet sich Valeria Bruni-Tedeschi wohlweislich nicht. Aber bestimmt agiert sie nicht nur für das Kamerateam des Making of. Eher schon, um auf dem Set eine Atmosphäre unausgesetzter Verzückung und Anspannung zu schaffen.
Ich kam mit dem Recliner einfach nicht zurecht. Natürlich beriff ich, wie er funktionierte: per Knopfdruck in jede gewünschte Position, die Beine hoch oder doch mit Bodenhaftung. Allerdings hatte ich mir den Ledersessel breiter vorgestellt und das kleine, verschiebbare Tischchen war immer im Weg. Beim Herausgehen sahen wir, dass es eine ziemliche Popcorn-Schleuder ist.
Léa Seydoux kehrt in „An einem schönen Morgen“, der in dieser Woche anläuft, zu ihren Wurzeln zurück. Mit Kurzhaarfrisur und Rucksack darf sie auf den ersten Blick so unscheinbar wirken wie in ihren frühen Alltagsrollen. Natürlich darf sie das nicht wirklich. Ihre Regisseurin und die hiesigen Feuilletons vergessen nicht, dass sie eine Starschauspielerin ist.
Die Kür der 100 besten Filme, die "Sight and Sound" seit 1952 alle zehn Jahre durch eine weltweite Umfrage unter Kritikern (sowie Festivalleitern, Programmgestaltern etc.) ermittelt, erregt gemeinhin eher mittlere Aufmerksamkeit. Diesmal jedoch war sie Schlagzeilen wert.